Am 4. November 2011 - vor vier Jahren - hat sich der NSU enttarnt. Für die Aufarbeitung der Morde braucht es einen langen Atem. Die Unterlagen vor Gericht füllen inzwischen 650 Aktenordner. Viele Fragen sind noch offen.
Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe - am 4. November 2011 tauchen diese Namen erstmals in den Medien auf. Es geht um Selbstmord, um ein brennendes Wohnmobil, um einen Unterschlupf in Zwickau - und schließlich um eine rechtsextreme Terrorgruppe, die in Deutschland jahrelang Anschläge verübte und mordete, vorbei an Polizei und Verfassungsschutz.
Es gibt Anzeichen dafür, dass Zschäpe aussagen wird
Der Prozess gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe beginnt vor dem Oberlandesgericht München am 6. Mai 2013. ARD Terrorismusexperte Holger Schmidt hat ihn von Anfang an begleitet. Er sagt: "Eigentlich könnte man sagen, das Verfahren ist auf der Zielgeraden". Allerdings gibt es Anzeichen dafür, dass es in Kürze doch eine Aussage von Beate Zschäpe geben könnte. Dann muss möglicherweise vieles noch einmal neu aufgerollt werden.
Der Prozess ist eine Mammut-Aufgabe. Sowohl Dauer als auch Umfang und Komplexität fordern von den Richtern und Prozessbeobachtern alles ab. Das Beweismaterial besteht aus 650 Aktenordner mit je 500 Seiten. Die Richter, sagt Holger Schmidt, haben stets alles präsent. Er sorgt sich trotzdem.
"Ich habe Sorge davor, dass dieser Prozess am Ende viele enttäuschen wird."
Die Öffentlichkeit interessiert auch: Wo haben Polizei, Politik, Verfassungsschutz oder auch die Medien versagt? Doch das, betont Holger Schmidt, ist eben nicht Aufgabe des Strafprozesses. Dafür ist das Gericht nicht da: "Es geht ganz strikt um Schuld oder Unschuld der fünf Angeklagten." Nicht mehr und nicht weniger.
Zehn Morde, zahlreiche Verletzte, Ermittlungspannen, Ungereimtheiten - ob man am Ende mit der Urteilsverkündung zufrieden sein kann, bezweifelt Schmidt. Eines hat er aber gelernt - nämlich was diese zehn Morde bedeuten: "Es sind zehn Morde. Aber das sind zehn große Katastrophen für ganze Familien, Freunde, Angehörige. In dieser Dimension ist das entsetzlich."
Mehr zum NSU:
- Der NSU Prozess | Der Bayerische Rundfunk begleitet den Prozess von Anfang an
- NSU: Die Geschichte der Terrorzelle | Multimedialer Überblick bei Spiegel Online