Einkaufen im Geschäft - das macht in Deutschland immer noch 90 bis 95 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Amazon reagiert – und will bald auch in Deutschland eigene Läden eröffnen.

Obwohl der Großteil aller Produkte in Deutschland nach wie vor über die Ladentheke geht, rüsten viele stationäre Handels-Ketten eher ab: H&M hat etwa gerade verkündet, Filialen zu schließen und in Zukunft mehr online zu machen

Und jetzt kommt Amazon und macht das Gegenteil. Der deutsche Amazon-Chef Ralf Kleber sagte in einem Interview, es sei keine Frage, ob – sondern nur, wann es soweit sei.

"Vielleicht werden die Läden ähnlich aussehen wie in den USA."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Dort experimentiert Amazon ja bereits mit verschiedenen stationären Ladenkonzepten, erzählt unsere Netzreporterin Martina Schulte. 

Tests mit verschiedenen Ladenkonzepten

Unterstützt wird dies Theorie von der Tatsache, dass dass sich Amazon in der vergangenen Woche auch in Europa die Markenrechte für Whole Foods gesichert hat. Das Handelsblatt glaubt allerdings, dass ein Einstieg ins Lebensmittelgeschäft in Deutschland eher schwierig sein dürfte. 

Das deutsche Ladennetz sei schon jetzt extrem dicht. Und die Preise - anders als in den USA - vom Discounter bis zum Supermarkt auf einem niedrigen Niveau. Nebenbei gebe es auch keine attraktiven Übernahmekandidaten: Rewe und Edeka sind zum Beispiel als Genossenschaften unverkäuflich. 

Haben wir bald Amazon-Marken-Stores?

In Deutschland ist also wahrscheinlich eher mit Amazon-Marken-Stores zu rechnen, die den Kunden die Produktwelt von Amazon nahebringen:

"Das wären Läden, in denen Amazon seine selbst entwickelten Gadgets wie den Kindle oder den Echo präsentiert. Vielleicht noch mit anderem Elektrokram."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova
  • Die Läden würden in hochfrequentierten Fußgängerzonen und Einkaufszentren platziert
  • Sie wären ein Vehikel, um mehr Prime-Kunden zu gewinnen
  • Dazu gäbe es nette Marketingaktionen wie gemeinsames Videoschauen, Weihnachtseinkäufe und Musikhören 

Eine solche Strategie – also Aktionen, um die Kunden an die Marke zu binden – hat der Deutschland-Chef von Amazon zumindest im Interview durchblicken lassen. 

Vollautomatische Innenstadtkaufhäuser

Für noch wahrscheinlicher als dieses "Modell Apple Flagship Store" hält Martina Schulte aber "eine Art Mini-Karstadt 2.0"...

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

"Ein Innenstadtkaufhaus, das datenoptimiert und vollautomatisch ist."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Vergangenes Jahr hat Amazon in Seattle den ersten Amazon Go eröffnet – einen Supermarkt der Zukunft , der fast komplett automatisiert ist. 

  • Amazon Go verzichtet komplett auf Kassierer und auf Kassen
  • Kunden checken beim Betreten mit einer Amazon-Kundenkarte ein
  • Sensoren erfassen die Teile, die Kunden kaufen und buchen sie automatisch auf Amazon-Prime-Accounts ab

Im Hintergrund arbeitet die Amazon-übliche Datensammel-Maschine. Das Techblog t3n meint: Kundendaten sammeln, auswerten und die Kunden dann zielgenau ansprechen – Amazon könnte das in der Fußgängerzone genauso gut wie im Onlinehandel.

Mit dem Konzept griffe Amazon deshalb auch die unpersönlichen H&Ms, Saturns und Karstadts dieser Welt an, sagt t3n. Für diese gebe es nämlich umso weniger Existenzberechtigung, je mehr Amazon uns alle in- und auswendig kennt.

Shownotes
Shopping
Amazon kommt bald in die Fußgängerzone
vom 20. Dezember 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova