Kostenlose Retouren belasten den Geldbeutel und die Umwelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe der Universität Bamberg. Was wir alle tun können, um unnötige Retouren zu vermeiden, erklärt Dorothee Saar von der Deutschen Umwelthilfe.

Die Deutschen schicken fast jedes sechste Paket wieder zurück. Das waren im vergangenen Jahr fast 280 Millionen Pakete. Das hat die Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg herausgefunden. Jedes zurückgeschickte Paket kostet die Onlinehändler knapp 20 Euro.

Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion, über Details der Studie:
"Bei dieser ganzen Retouren-Senderei entstehen geschätzte Gesamtkosten von 5,46 Milliarden Euro."

Folge ist, dass die Gewinnspanne für die Unternehmen kleiner wird. Diesen Verlust legen die Händler wiederum auf ihre Kundschaft um. Das heißt: Die Produkte werden für alle teurer.

"Retouren sind der Blinddarm des E-Commerce: Jeder hat sie, keiner spricht gerne darüber und manchmal tun sie den Händlern richtig weh."
Forschungsgruppe Retourenmanagement

Retouren – teures und dreckiges Geschäft

Doch das ganze Hin- und Herschicken von Paketen greift nicht nur unseren Geldbeutel an, sondern auch die Umwelt. Der Transport findet vor allem auf der Straße statt – per Lkw. Laut der Studie sind 2018 238.000 Tonnen CO2 durch den Lieferverkehr produziert worden. Das sei umgerechnet so viel wie täglich 2.200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau, sagt Forschungsleiter Björn Asdecker.

Die Transportkosten sind viel zu niedrig

Konsumentinnen und Konsumenten können dem Problem maßgeblich entgegenwirken, in dem Sie Waren in Geschäften vor Ort kaufen. Allerdings gebe es auch Regionen, in denen die Produktvielfalt nicht so groß sei, sagt Dorothee Saar. Sie ist Leiterin für Verkehr- und Luftreinhaltung der Deutschen Umwelthilfe. Für die gebe es keine andere Möglichkeit, als Waren zu bestellen. Das viel größere Problem sieht Dorothee Saar allerdings woanders: bei den kostenlosen Versandkosten.

"Transportkosten sind insgesamt in der Branche einfach viel zu niedrig und spiegeln überhaupt nicht die Kosten dar, die in der Umwelt tatsächlich durch diese Transporte entstehen."
Dorothee Saar, Deutsche Umwelthilfe

Insgesamt müssten Verbraucher und Verbraucherinnen ihr Konsumverhalten überdenken. Sechs Paar Schuhe online zu bestellen und fünf wieder zurückzuschicken, ist nicht sinnvoll und schadet der Umwelt. Zudem sei die Lieferbranche für ihre schlechten Arbeitsbedingungen bekannt, gibt Dorothee Saar zu bedenken. Aber auch Unternehmen müssten andere Anreize geben.

"Die Unternehmen sollten in Erwägung zu ziehen, eine Gebühr für Versandkosten zu erheben."
Dorothee Saar, Deutsche Umwelthilfe
Shownotes
Onlinehandel in Deutschland
Kostenlose Retouren auf Kosten der Umwelt
vom 30. April 2019
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Dorothee Saar, Deutsche Umwelthilfe