Maria Kalesnikava ist eine der wichtigsten Personen im Oppositionskampf in Belarus. Trotz der Gefahr, verhaftet zu werden, werde sie weiterkämpfen, sagt sie – für die Festgenommenen und für Neuwahlen.
Seit Sonntag gehen die Menschen in Belarus auf die Straße. Sie protestieren gegen den offiziell verkündeten Wahlsieg des Präsidenten Alexander Lukaschenko. Und der geht hart gegen die Demonstranten vor – mit Schlagstöcken, Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschossen.
Nach Angaben des Innenministeriums in Belarus wurden tausende Menschen festgenommen. Die Menschen gehen trotzdem weiter auf die Straße. Die Oppositionkandidatin Swetlana Tichanowskaja hat das Land bereits verlassen, so auch ihre Mitstreiterin Weronika Zepkalo. Die dritte Frau an der Spitze des Oppositionsbündnisses ist Maria Kalesnikava. Sie ist immer noch in Minsk.
Nie da gewesene Geschlossenheit des Volkes
Maria Kalesnikava sagt, die Proteste in Belarus beträfen das ganze Land, sie seien dezentralisiert und nicht organisiert. Demonstriert werde in jeder Stadt. Menschen würden teilweise ihre Arbeit in Krankenhäusern oder Fabriken niederlegen, um zu protestieren. Andere Menschen solidarisieren sich. Belarus hätte einen solchen Zusammenschluss des Volkes seit 26 Jahren nicht mehr erlebt.
"Es ist unglaublich. Das erste Mal seit 26 Jahren sehen wir eine solche Einigung des belarussischen Volks."
Im Vergleich zu früheren Protesten der Opposition, die meist von der jüngeren Bevölkerung geführt wurden und sich stets auf Minsk konzentriert hätten, würden jetzt Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen und gesellschaftlichen Schichten landesweit auf die Straße gehen.
Vor allem mache der große Zusammenschluss der Menschen Hoffnung, dass die Gewalt von Seiten der Sicherheitskräfte nicht mehr so eskalieren werde, wie in den vergangenen Tagen.
Maria Kalesnikava selbst meide die Proteste an Stellen, wo sich viele Menschen versammeln, sagt sie.
Maria Kalesnikava hat keine Angst
Sie selbst habe keine Angst, sagt sie. Seit drei Monaten führe sie den Oppositionskampf und habe von Beginn an keine Illusionen gehabt, wie in Belarus mit Leuten umgegangen werde, die eine andere Meinung hätten.
"Ich habe von Anfang an keine Illusionen gehabt, wie in Belarus mit Leuten umgegangen wird, die eine andere Meinung haben."
Maria Kalesnikava selbst wurde kurzzeitig festgenommen, aber schnell wieder freigelassen. Allerdings seien viele ihrer Freunde und Kollegen im Gefängnis. Wie es den meisten gehe und was mit ihnen passiere, wisse sie nicht.
Maria Kalesnikava wolle in Belarus bleiben und weiterkämpfen, sagt sie – für die Leute, die jetzt alle im Gefängnis säßen und für Neuwahlen. Nachdem, was jetzt in Gang gesetzt wurde und auf den Straßen los sei, gebe es keine andere Möglichkeit.
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