38 tote Welpen im Frachtraum eines Flugzeuges am Flughafen Toronto: Der Flieger kam aus der Ukraine. Tierschützer beklagen schon lange, dass der illegale Handel mit Welpen aus Osteuropa gestoppt werden muss – und trotzdem werden die Tiere immer noch verkauft, auch in Deutschland.
Insgesamt 500 Welpen, eingesperrt im Frachtraum eines Flugzeugs. Alle
Tiere waren französische Bulldoggen – eine Modehunderasse, der schon seit einigen Jahren weltweit sehr beliebt ist. 38 Tiere waren bereits tot als sie entladen werden sollten, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Teresa Nehm. Weitere Tiere waren nach Medienberichten in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand und dehydriert.
Kanadische Tierschützer gehen davon aus, dass die Tiere illegal ins Land gekommen waren, aber als in Kanada gezüchtete Hunde verkauft werden sollten. Für drei- bis viertausend Dollar pro Hund. Weiteres ist bisher nicht bekannt, die kanadischen Behörden ermitteln.
Auch in Deutschland ein Problem
Der illegale Handel mit Hundewelpen ist kein neues Problem – auch in Deutschland nicht. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und auch die Verbraucherschutzministerien warnen vor dem Kauf illegal gehandelter Welpen, die vor allem aus Osteuropa kommen. Dort werden sie massenhaft gezüchtet und dann illegal in europäische Länder eingeschleust. Das Tierwohl spielt dabei keine Rolle, nur der Gewinn. Wie viele Tiere in Deutschland verkauft werden, können die Behörden nicht genau sagen. Aber sie rechnen mit einer sehr hohen Dunkelziffer.
"Die Dunkelziffer beim illegalen Welpenhandel ist hoch. Die zuständigen Vor-Ort-Behörden erfahren in der Regel erst durch Straßenverkehrskontrollen der Polizei oder Hinweise aus der Bevölkerung von derartigen Fällen."
Billiger als bei deutschen Züchtern
Die Tiere aus Osteuropa sind häufig günstiger als bei einem deutschen Züchter. In Deutschland kostet ein Rassenhund teilweise mehrere tausende Euro. Im Netz gebe es die Hunde viel günstiger und auch schneller, sagt Teresa Nehm. Wo die Tiere genau herkommen, sei oft nicht klar – auch nicht was für Krankheiten sie mitbringen. Und die können tödlich sein: Zum Beispiel, wenn sie Staupe haben – eine Viruserkrankung, die Hunde nur selten überleben, sagt Birgitt Thiesmann von der Tierschutzstiftung "Vier Pfoten."
"Auch wenn der Welpe bei einem deutschen Züchter viel mehr Geld kostet als online, ist man aber sicher davor, dass die Tierarztkosten hinterher nicht in immense Höhe schnellen.“
Illegale Händler erkennen
Es ist oft nicht einfach, illegale Händler als solche zu identifizieren. Sie bauen im Internet ein Lügengerüst auf, um seriös zu wirken. Häufig geben sie an, dass sie die Tiere in Deutschland gezüchtet haben, sagt Teresa Nehm. Da auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich ist, woher der Hund kommt, empfiehlt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein paar Punkte zu beachten: Das Tier muss einen Impfpass von einem deutschen Arzt haben. Außerdem sollte der Züchter mehrmals besucht werden. Bei den illegalen Händlern gebe es häufig nur eine Übergabe – aus dem Kofferraum.
"Jeder angebotene Hundewelpe sollte über Begleitpapiere verfügen. Zudem sollten die Impfdaten mit dem vom Verkäufer angegebenen Alter des Welpen abgeglichen werden."
Seit Beginn der Corona-Pandemie steigt die Nachfrage nach Haustieren: Im März und April, als die Hygieneregeln noch strenger waren, haben sich viele Leute ein Haustier angeschafft. Die Corona-Pandemie hat dem illegalen Welpenhandel kurzzeitig einen Dämpfer verpasst, sagt Birgitt Thiesmann. Die Grenzen waren dicht, die Tiere konnten nicht geliefert werden – und der Umsatz von deutschen Züchtern sei dadurch gestiegen. Seitdem die Grenzen wieder offen sind, beobachten Tierschützer wieder einen Anstieg des illegalen Geschäfts. Birgitt Thiesmann fürchtet sogar, dass mehr Tiere als zuvor illegal verkauft würden.
"Als die Grenzen wegen Corona geschlossen wurden, sind die Anzeigen auf Onlineplattformen bis zu 75 % Prozent zurückgegangen. Seit den Grenzöffnungen nimmt der illegale Welpenhandel wieder richtig an Fahrt auf – vielleicht sogar noch mehr als zuvor."
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de