Veronica Villensey hat ihren Mann ins Meer geworfen. Niemand auf dem Dampfschiff darf es wissen, sonst ist die Lebensversicherung auch weg. Verstecken, vertuschen und lügen: das ist "Overboard!"
Schau nur, da draußen sind Delfine!", hat sie gesagt. Dann hat sie ihn am Gürtel gepackt und in den Atlantik gekippt. Veronica Villensey heißt die Hauptfigur in dem textlastigen Adventure "Overboard!". Sie möchte gerne, dass ihr Mord ein Geheimnis bleibt. Noch besser wäre es, wenn sie erfolgreich Mitreisende belasten könnte.
Thomas Ruscher hat das Spiel angespielt. Diese Umkehrung der klassischen Detektiv-Who-Dunnit-Geschichte hat ihren Reiz, findet der Deutschlandfunk-Nova-Games-Experte. Los geht es, als Veronica Villensey nach der Mordnacht aufwacht.
"Statt den Mörder oder die Mörderin zu überführen, müssen wir ihren Kopf aus der Schlinge holen – und haben dafür nur den letzten Tag der Schiffsreise übrig."
Games, deren Handlung hauptsächlich über Text erzählt wird, gehören zum Markenkern des Herstellers Studio Inkle. Thomas sagt: "Die machen immer so narrative Erzähl-Spiele." Soll Veronica den Stewart am Morgen nach der Tat also reinlassen? Was soll sie ihm erzählen? Sie bemerkt, dass ihr Diamantohrring fehlt. An einer Vielzahl von Entscheidung entlang entfaltet sich der Spielverlauf.
Festnahme ist eine Option
Grafisch ist im Game ständig das Schiff SS Hook in einer Seitenansicht mit den verschiedenen Räumen zu sehen: Brücke, Oberdeck, die Kabinen, der Speisesaal. Ab und zu trifft Veronica dann auf andere Personen, findet Gegenstände, kann Türen öffnen oder vielleicht sogar knacken.
Wenn es schiefgeht, wird Veronica Villensey am Ende im Hafen festgenommen. Dann beginnt das Spiel wieder von Neuem. Dank cleverer Abkürzungsfunktionen hat Thomas das aber nicht so langweilig gefunden, wie es sich zunächst anhört. Bei Erfolg bekommt sie vielleicht die Lebensversicherung ausgezahlt. Zuviel möchte Thomas allerdings nicht verraten.
"Overboard ist ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Das Ziel: Den Mord einer anderen Person in die Schuhe schieben."
Wer lieber moralisch auf der richtigen Seite stehen will, bei den Ermittelnden nämlich, könne sich in diesem Jahr noch auf ein neues Sherlock-Holmes-Game freuen. "Sherlock Holmes: Chapter One" heißt es. Das folgt der klassischen Adventure-Rätselspiel-Mechanik.
Sherlock und der Anwalt
Der Clou ist aber, dass die Spielerinnen und Spieler dann selbst kombinieren müssen. Am Ende muss Sherlock jemanden beschuldigen. Dabei kann er auch sehr falsch liegen und Unschuldige in den Knast bringen.
In eine ähnliche Richtung gehen die Ace-Attorney-Spiele, sagt Thomas. Anwalt Phoenix Wright bekommt Fälle auf den Tisch, die er verteidigen soll. Dann wird recherchiert, befragt und Beweise gesucht.
"Die Ace-Attorney-Games sind herrlich überdreht. Da werden die Verhandlungen zu Duellen. Beweise werden hin- und hergeschleudert, pures Gerichtsdrama."