Radsportlerin Denise Schindler holte mit viel Ehrgeiz ihre erste Bronzemedaille im Bahnrad bei den Paralympischen Spielen. Die deutsche Athletin weiß, wie sie sich durchkämpft – auf der Radstrecke und im Leben.
Sie wollte die Drei-Kilometer-Strecke in unter vier Minuten fahren. Das war der Traum der deutschen Radsportlerin Denise Schindler bei den Paralympischen Spielen in Tokio. Und sie hat es geschafft: Mit ihrer Zeit von 3 Minuten und 55 Sekunden holt Denise Schindler Bronze im Bahnrad – und verwirklicht ihren Traum.
Die Radsportlerin, die auch "Killerbiene" genannt wird, war auf der Strecke wie in einem Tunnel, erzählt sie, hat ihren Ehrgeiz ausgepackt, sich auf ihre Leistung fokussiert und abgeliefert.
"Der Spitzname Killerbiene beschreibt gut, wie ich bin, wenn ich Gas gebe: Ich bin ganz nett, aber wenn der Startschuss für ein Rennen fällt, wird der Stachel ausgepackt."
Fünf Jahre hat sich die Radsportlerin auf diesen Moment vorbereitet. Nachdem sie 2016 bei den Paralympics in Rio de Janeiro disqualifiziert wurde, sei der Druck für sie jetzt groß gewesen, in Tokio eine Medaille im Bahnrad zu gewinnen. "Ich war immer gut auf der Bahn. Ich war schon zwei Mal Weltmeisterin, bei den Paralympischen Spielen habe ich es aber nie geschafft, mir die Medaille zu holen", so die Athletin.
Die vergangenen fünf Jahre hätten sich unvollendet für sie angefühlt. Als ihr dann in Tokio klar wurde, dass ihr die Bronzemedaille sicher ist, hat sie erst einmal laut geschrien – vor Freude und Stolz. Und auch den Druck konnte sie rauslassen.
Das Ziel immer im Blick
Damit zählt die paralympische Spitzensportlerin zu den schnellsten Frauen der Welt. Was es bedeutet, sich durchzukämpfen, hat Denise Schindler früh in ihrem Leben erfahren. Im Alter von zwei Jahren ist die heutige Athletin auf einem vereisten Weg unter eine Straßenbahn gerutscht. Als Folge musste ihr rechter Unterschenkel amputiert werden.
Als Kind mit einer Behinderung aufzuwachsen, war für sie oft nicht einfach, erzählt sie. Regelmäßige Krankenhausbesuche und Operationen zum Beispiel gehörten zu ihrer Kindheit dazu. Denise Schindler weiß auch, was es heißt, von anderen gemobbt zu werden. Das Leben habe sie vor einige Prüfungen gestellt. Heute blickt sie daher mit einem wertschätzenden Blick auf Erlebnisse und Erfahrungen, statt sie als Selbstverständlichkeit hinzunehmen.
"Ecken und Kanten – und manchmal auch schmerzvolle Erfahrungen – können einen reifen lassen. Ich musste sehr viel reifen, aber es hat mich auch weit gebracht."
Ihr Umfeld spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ihr Eltern bezeichnet die Spitzensportlerin als Pfeiler in ihrem Leben, die ihr dabei geholfen haben, die starke Persönlichkeit zu werden, die sie heute ist: "Sie haben mich nicht in Watte gepackt. Und ich bin ihnen im Nachhinein sehr dankbar dafür."
"Als Kind wurde ich gehänselt. Natürlich waren da viele Sachen nicht schön. Man muss lernen, sich selbst irgendwann zu lieben und sich so anzunehmen, wie man ist."