Nach viel Kritik, Shitstorms bis hin zu Morddrohungen haben die beiden Gründer der "Pinky Gloves" aus der TV-Sendung "Höhle der Löwen" ihr Produkt wieder zurückgezogen. Der Fall wirft auch die Frage auf, in welcher Fehlerkultur wir leben wollen.
Pinke Einweg-Plastikhandschuhe, die Tampons blickdicht, hygienisch und diskret entsorgen sollen – das war die Idee von Eugen und André, die mit ihrem Produkt "Pinky Gloves" in der TV-Sendung die Höhle der Löwen vom Investor Ralph Dümmel mit 30.000 Euro gefördert wurden. In der Woche nach Ausstrahlung der Sendung hat sich vor allem im Netz ein regelrechter Shitstorm entwickelt.
Nun haben die beiden Gründer in einem Statement auf Instagram verkündet, dass sie ihr Produkt wieder vom Markt nehmen. Sie hätten einen Fehler gemacht, die Entwicklung der Produkte sei nicht durchdacht gewesen und sie könnten den Ärger über ihr Produkt nachvollziehen – nicht aber den enormen Shitstorm, den sie in den vergangenen Tagen erhalten hätten.
Das Lösen eines vermeintlichen Frauenproblems
Die Kritik an dem Produkt war vielfältig. Beispielsweise wurde kritisiert, dass sich zwei Männer um ein vermeintliches Problem kümmern wollten, das die meisten Menschen mit Periode aber gar nicht als Problem wahrnehmen: das Entsorgen von Periodenhygiene-Artikeln. Dabei war der Ansatz der Männer, die Hygieneartikel so diskret und unsichtbar wie möglich entsorgen zu können.
Doch genau dieser Ansatz würde die Botschaft transportieren, dass das Sichtbarwerden der Periode oder der benutzten, blutigen Tampons für Menschen, die keine Periode haben, ein No-Go sei, kritisiert die Autorin Franka Frei.
"Indem man betont, wie diskret und hygienisch es ist, suggeriert man, dass die Periode oder das Sichtbarwerden der Periode an sich ein No-Go ist."
Neben der Tatsache, dass die Einweg-Handschuhe umweltschädlich seien und ein normaler Plastikbeutel im Mülleimer völlig ausreiche, wurde auch die klischeehaft-sexistische pinke Farbe der Handschuhe in die Mangel genommen.
Hass, Mobbing und Gewaltandrohung als eine Reaktion
Die Kritiken gingen allerdings weit über das eigentliche Produkt hinaus. In ihrem Statement schreiben die Männer, dass sie und ihre Familien nicht nur im Netz Hass, Mobbing und Gewaltdrohungen ausgesetzt seien, sondern auch auf offener Straße attackiert und beschimpft würden. Sie seien "mit ihren Kräften am Ende".
Das Statement hat ebenfalls viele Reaktionen hervorgerufen. Viele sprachen den beiden Männern ihren Respekt für ihre Entscheidung aus und riefen dazu auf, die Hasskommentare und Bedrohungen einzustellen.
"Sinngemäß schreiben viele: Euer Produkt war zwar kacke, aber es vom Markt zu nehmen ist der richtige Schritt, Respekt dafür und für die Entschuldigung."
So hat beispielsweise die Influencerin Louisa Dellert, die das Produkt auf Instagram auch stark kritisiert hatte, geschrieben, dass sie die heftigen Reaktionen im Netz nicht gutheißen könne und es sie selbst empöre, wie schnell Kritik in Hass umschlagen könne. Der Fall werfe also auch die Frage auf, wie eine gesunde Fehlerkultur in Zukunft funktionieren sollte, schreibt Louisa Dellert in einem Kommentar unter dem Statement.