Ab Sonntag gibt es die "Pille danach" rezeptfrei in der Apotheke. Eigentlich eine gute Sache. Das heißt aber auch: Den Job, den bisher die Ärzte in Krankenhäusern und im Notfalldienst übernommen haben, müssen nun die Apotheker erledigen. Da dürfte einiges auf die Apotheken zukommen.
Die "Pille danach" verhindert oder verzögert den Eisprung. Maximal 72 Stunden sollten zwischen Sex und Pille liegen, damit sie funktioniert und eine Schwangerschaft verhindern kann - und mit jeder Stunde wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Pille wirkt, geringer. Es muss also schnell gehen - der Besuch in der Apotheke mit Notdienst erspart stundenlange Wartezeiten in der Notaufnahme.
Bis zu fünf Notfälle in der Nacht
Hannah Stelberg hat sechs Jahre lang in verschiedenen Kliniken als Gynäkologin gearbeitet und regelmäßig Nachtdienste geschoben. Da musste sie teilweise schon vier bis fünf Mal nachts raus wegen der Pille danach: "Die Pille danach ist einer der Klassiker in der gynäkologischen Notfallambulanz." Ein Drittel aller Verschreibungen der Pille danach fallen aufs Wochenende. Beratung sei da immer sehr wichtig gewesen: Nicht bei allen Frauen war die Pille überhaupt nötig, einige hätten sie auch gar nicht einnehmen dürften.
"Bei der Pille danach ging es auch oft um Aufklärung und Beratung. Auch in der Nacht zwischen ein und drei Uhr."
Ohne Beratung geht es nicht, sagt Hannah Stelberg: Sie habe sich oft über das mangelnde Verständnis über den weiblichen Zyklus gewundert, erzählt sie. Als Ärztin musste sie im Notfalldienst also auch ein Stück weit aufklären. Das sind nun alles Aufgaben, die die Apotheken übernehmen müssen. Auch irgendwann nach Mitternacht am Nachtschalter oder am Samstagmittag, wenn noch acht weitere Kunden in der Schlange stehen.