Plastikmüll im Meer – dieses riesige Umweltproblem begleitet uns schon seit Jahren. Überraschend ist jedoch immer wieder, wie weit der Müll treibt: bis in die Arktis, bis in Tiefseegräben – und er schafft es offenbar sogar bis auf eine kleine, abgelegene Vulkaninsel im Südatlantik, die eigentlich als unerreichbar gilt. Das haben Forschende der Uni Kapstadt herausgefunden. Inga Gebauer aus den Wissensnachrichten fasst die Ergebnisse für uns zusammen.
Die Insel liegt ungefähr zwischen dem südamerikanischen Kontinent und der Spitze des afrikanischen Kontinents – etwa 3000 Kilometer westlich von Kapstadt. Menschen leben dort nicht, zumindest nicht dauerhaft, aber es gibt viele seltene Vogelarten. Die Insel ist etwa 14 Quadratkilometer groß – etwas kleiner als Langeoog – und auf dieser Mini-Insel hat das Wissenschaftsteam 2018 rund 7.400 Kunststoffmüll-Teile gefunden, fünf Tonnen Plastik.
"Der entscheidende Hinweis war wohl die "Made in China"-Prägung."
Seit den 80er Jahren wird die Zusammensetzung des Treibguts auf der Insel dokumentiert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich jetzt vor allem die Daten über den angeschwemmten Müll in den Jahren von 2009 bis 2018 angesehen. Das Ergebnis: Jedes Jahr hat die Müllmenge um etwa 9 Prozent zugenommen. Besonders auffallend ist der Anteil an Plastikflaschen. 2018 machten die Flaschen ein Drittel des Mülls aus.
Treibgut-Analyse seit den 80ern
Im Gegensatz zu Plastiktüten oder Kleinteilen konnten die Forschenden anhand der Flaschen auch Rückschlüsse auf ihre Herkunft ziehen. Die Flaschen sind nämlich meist mit einer Prägung "Made in..." versehen. In den Achtzigern kamen die meisten Flaschen noch aus Südamerika, 2009 hingegen hatten drei Viertel ihren Ursprung in Asien – die Hälfte davon in China.
"Es fällt halt einfach nicht auf, wenn ein Besatzungsmitglied eine einzelne Flasche ins Meer wirft."
Die Forschenden vermuten jetzt, dass die Flaschen von asiatischen Handelsschiffen stammen. Möglicherweise entsorgen die Besatzungen von Schiffen die Flaschen im Meer, wenn sie ausgetrunken sind. Die Handelsschifffahrt ist in den letzten Jahren ziemlich stark gewachsen. Das könnte für das Argument sprechen. Bisher war man eigentlich immer davon ausgegangen, dass der Plastikmüll ausschließlich vom Festland kommt.
Normalerweise verbietet das internationale MARPOL-Abkommen – das den Umweltschutz in der Seefahrt regelt – seit 1989 ganz klar die Müllentsorgung auf hoher See. Das Wissenschaftsteam fordert nun, dass das Einhalten dieser Regelung besser kontrolliert werden sollte. Allerdings ist das – wie mit allen internationalen Regeln – so eine Sache. Denn bei Getränken in Plastikflaschen, die zur Versorgung der Besatzung gehören, wird einfach meistens nicht dokumentiert, wie viel an Bord genommen wird und was dann anschließend damit passiert.