Der Airbag für Fahrradfahrende galt als besonders innovative Lösung für mehr Sicherheit auf dem Rad. Der schwedische Hersteller ist inzwischen insolvent – auch weil ihm Sicherheitsmängel vorgeworfen werden. Trotzdem sind die Fahrradhelm-Alternativen weiter im Handel.

Die Frisur sitzt. Nur um den Hals wird es ein bisschen eng. Und bei einem Unfall ploppt ein Airbag auf und umschließt den Kopf. Wer sich beim Radeln zwar schützen möchte aber nicht mit einem Helm, hatte eigentlich nur diese eine Option: einen Radhelm-Airbag des schwedischen Herstellers Hövding.

Umsatzrückgang 2022

Am 21.12.2023 hat die Firma Insolvenz angemeldet. Die allgemeine wirtschaftliche Lage des Unternehmens war ungünstig. Nach starkem Wachstum in den Jahren 2020 und 2021 verzeichnete das Unternehmen 2022 einen Umsatzrückgang von fast 40 Prozent. Dies war jedoch nicht der Grund für die Insolvenz.

"Deutschland war nach Schweden und Dänemark der drittgrößte Markt für Hövding mit dem größten Wachstumspotenzial."
Paulus Müller, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Mit dem jüngsten Modell (Hövding 3) gab es verschiedene technische Probleme, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Paulus Müller. Der Akku entlud sich bei manchen Exemplaren in kürzester Zeit. Dieses Problem bekam der Hersteller allerdings mit einem Update in den Griff.

"Der Akku soll eigentlich 15 Stunden halten, war aber offenbar schon nach kurzer Zeit entladen."
Paulus Müller, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Von deutlich schwerwiegendere Probleme berichtete der schwedische Fernsehsender SVT. Die Stromversorgung des Airbags könne durch Korrosion gestört werden. Außerdem wurde der Vorwurf erhoben, Hövding habe wissentlich unsichere Fahrrad-Airbags verkauft.

Produktrückruf in Schweden

In der Folge hat die schwedische Verbraucherschutzbehörde die Vorwürfe untersucht und den Verkauf des neusten Modells Anfang November 2023 gestoppt. Im Dezember ordnete die Behörde einen Produktrückruf für Hövding 3 in Schweden an. Mit Hinweis auf die Insolvenz beantwortet das Unternehmen keine Presseanfragen mehr, sagt Paulus Müller.

Hövding hat zwar erfolgreich gegen das Verkaufsverbot geklagt, konnte aber die durch die Verbraucherschutzbehörde verursachte Insolvenz nicht abwenden, teilt das Unternehmen in einem Statement auf der Homepage mit.

"Die Insolvenzverwalter sind nicht verpflichtet, Services, die das Unternehmen versprochen hat, noch weiterzuführen."
Moritz Brinkmann, lehrt bürgerliches Recht und Insolvenzrecht an der Universität Bonn

Zwar kann man die jüngste Generation des Radhelm-Airbags Hövding 3 noch vielerorts kaufen und bestellen. Garantie oder Updates wird es für Kundinnen und Kunden nur dann geben, falls die Firma übernommen wird. Gut 300 Euro kostet der Airbag zum Umhängen. Er kann genau einmal ausgelöst werden. Danach braucht es einen neuen.

Shownotes
Hövding ist insolvent
Pleite mit Radhelm-Airbag
vom 05. Januar 2024
Moderation: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Paulus Müller, Deutschlandfunk-Nova-Reporter