Es gibt Podcasts, die funktionieren genau wie eine gute Serie auf Netflix: Sie erzählen Geschichten und ihr wollt noch eine Folge hören. Und noch eine Folge. Und noch eine Folge. Und noch eine...
So richtig angefangen hat es mit Serial. Der Podcast ist 2014 zum ersten Mal erschienen, und die Macher berichten darin in einem dokumentarischen Stil über einen echten Kriminalfall. Und dabei ziehen sie diesen Fall über mehrere Folgen und bauen einen Spannungsbogen auf. Im Prinzip so, wie es auch eine Thriller-Serie im Stil von "Homeland" machen würde. "'Serial' ist mega erfolgreich gewesen", sagt DRadio-Wissen-Reporter Sebastian Sonntag. "Und die nächste Stufe sind nun fiktionale Stoffe."
"House of Cards" im Podcast-Format
Dabei gehen diese Podcasts weit über das hinaus, was wir als Kinder noch mit "Benjamin Blümchen" und den "Drei Fragezeichen" erlebt haben, die als Hörspiele ja auch Geschichten geliefert haben. Wir bekommen echtes Storytelling im Stil von "Homeland" oder "House of Cards", eine Geschichte mit einem Spannungsbogen über mehrere Folgen oder sogar Staffeln zu erzählen, das gab es in Hörspielen selten und für Erwachsene noch seltener.
"Ich finde Podcast-Serien teilweise noch intensiver, wenn man seine eigenen Bilder sieht im Kopf, als die fertig produzierten von einer TV-Serie."
Das fühlt sich beim ersten Mal noch etwas ungewohnt an: Ihr faulenzt euch nicht aufs Sofa und schaltet die Glotze oder das Notebook an, sondern ihr macht es euch gemütlich, Stöpsel ins Ohr und hört einfach nur zu. Sebastian stellt fest: "Eine gut gemachte Podcast-Serie schafft es dann innerhalb von wenigen Augenblicken, die Serie einfach in deinem Kopf entstehen zu lassen."
Sebastian Sonntag hat sich durch die Podcast-Landschaft gehört und sich zwei Lieblinge herausgepickt:
- Alice Isn't dead - Düstere Geschichte über eine Truckerin, die ihre verschollene Frau sucht, und die sich zu einem Serienkiller-Thriller entwickelt
- Homecoming - Story um ein geheimes Forschungsprojekt, das Kriegsheimkehrer betreut
Gemeinsam haben die neuen seriellen Podcasts aber: Sie sind alle wahnsinnig aufwendig produziert. Bei "Homecoming" sprechen zum Beispiel eine ganze Reihe von Hollywoodstars mit, Oscar Isaac aus den letzten X-Men- oder Star-Wars-Filmen zum Beispiel oder Friends-Star David Schwimmer. Finanziert werden die Storys über Werbung, ihr könnt sie kostenfrei im Netz hören.
Deutschland zieht nach
Die Podcasts gibt es nur in englischer Sprache, in Deutschland hängen die Geschichtenerzähler dem Podcast-Format noch ein wenig hinterher. Der NDR hat aber offenbar zwei fiktionale Serien in Planung, die spätestens Anfang 2018 starten sollen. Und auch bei uns hier im Deutschlandradio setzen wir uns mit dem Thema auseinander, zum Beispiel beim Kölner Kongress oder unseren eigenen DRadio-Wissen-Podcasts.