An der Uni Passau können Lehramtsstudenten in einem Praxisjahr testen, ob der Lehrerberuf ihnen wirklich liegt.
Das Lehramtsstudium ist in der Regel sehr theorielastig. Erst nach dem ersten Staatsexamen - also ziemlich spät im Studium - können Studierende praktische Erfahrungen im Referendariat sammeln. An der Uni Passau ist das anders. Dort lässt sich schon im ersten Studienjahr der Lehrerberuf ausprobieren. Im Praxisjahr unterrichten die zukünftigen Lehrer an zwei Tagen in der Woche an einer Schule.
"Es geht natürlich vorrangig darum, dadurch die Praxiserfahrung zu sammeln. Aber ich finde, man kriegt auch ganz viel aus dem normalen Unterrichtsgeschehen mit."
Das Praxisjahr an der Uni Passau ist bisher noch freiwillig. Die Zahl der Schulen, die mitmachen wollen, ist begrenzt, genauso wie die Mittel der Uni für dieses Ausbildungsangebot.
Beruf im Praxistest
Studierende wie Stefanie und Katharina, die Deutschlandfunk-Nova-Reporter Julian Ignatowisch interviewt hat, fanden sowohl die Unterrichtsstunden als auch das anschließende Feedback hilfreich. In der Schule werden sie mit Situationen konfrontiert, auf die sie die Uni nicht in dieser Form vorbereiten kann. Und sie erfahren auch, ob der Beruf tatsächlich so ist, wie sie sich ihn vorgestellt haben.
"Wie löst man Probleme im Schulalltag? Wie gehe ich mit ADHS um? Wie gehe ich mit Kindern um, die einen Migrationshintergrund haben?"
Christina Hansen ist Professorin für Grundschulpädagogik an der Uni Passau. Sie hält es für wichtig, dass die Studenten einen Realitätscheck an der Schule erhalten. Schwierig sei dagegen, wenn Lehramtsstudenten erst am Ende des Studiums - im Referendariat - erfahren, was ihren Beruf ausmacht. Zum Beispiel, wie es sich anfühlt, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.
"Wir haben natürlich keine Möglichkeit, zu sagen: Du musst jetzt aufhören. Wir wissen aber, dass etwa zwei bis drei Studierende pro Studienjahr bereits nach dem ersten Semester sagen: Nein, das ist nichts für uns."
Die Professorin wünscht sich, dass das Praxisjahr, nicht nur in Passau, sondern deutschlandweit zur Pflicht wird. Und sie hofft darauf, dass die Uni künftig mehr mitreden darf, wer das Studium nach dem Praxisjahr weiterführen darf und wer nicht. Bisher kann sie nur Empfehlungen geben, wenn sie Studierende für ungeeignet hält.