Auf scheinbar endlose Nachrichten über Epidemien und andere Katastrophenszenarien reagieren einige Menschen mit Angst. Das ist auch ganz normal und ok. Nur: Bleibt diese Angst unreflektiert, kann das zu Hamsterkäufen führen – oder dem Bau von Bunkern.

Die einen hamstern Lebensmittel und Toilettenpapier, die anderen decken sich mit Unmengen an Desinfektionsmittel ein – in Krisenzeiten wie dieser, scheinen viele Menschen offenbar mit Katastrophenszenarien zu rechnen.

Statt Hamstern: Bunker bauen

In den USA nehmen die Hamsterkäufe andere Dimensionen an: Viele wohlhabende Amerikanerinnen und Amerikaner legen sich derzeit einen Bunker zu. Es gibt sie unterirdisch oder über der Erde, in Röhrenform oder im Stil eines Gartenhauses. Hinzu kommen Luftfilter-Systeme und Möbel.

Ganz egal in welcher Form oder Größe: Die US-amerikanischen Bunkerhersteller sind in Coronazeiten wieder gefragt. Das Geschäft laufe derzeit so gut, dass sein Unternehmen die Mitarbeiterzahl verdoppelt hat, erklärt Gary Lynch, Firmenmanager des texanischen Unternehmens Rising S Bunkers, der Los Angeles Times.

Mit einem Budget von 40.000 US-Dollar können sich besorgte Prepper das preisgünstigste Modell seines Unternehmenes kaufen, umgerechnet sind das rund 37.000 Euro. Oder sie wählen für über 8 Millionen US-Dollar die zweistöckige Luxusvariante. Die Preisgrenzen sind – wie immer – nach oben offen.

Neben Gartenzwerg auch Bunker im Garten

Und auch in Deutschland gibt es einen Markt für Bunker mit ähnlichen Preisen. Die Netzrecherche zeigt: Ein 10 Quadratmeter großer Bunker kostet um die 50.000 Euro, 90 Quadratmeter gibt es für 360.000 Euro.

Bekanntestes Beispiel in Deutschland: Der unterirdische Bunker im heimischen Garten von Albert Schmid aus dem Landkreis Erding in Bayern. Seit 1982 ist der ehemalige Elektro-Maschinenbaumeister auf den Katastrophenfall vorbereitet. Egal ob Atomunfall, Chemieangriff oder Epidemie – in seinem selbst gebauten 260 Quadratmeter großen Bunker können hundert Personen Platz finden.

Prepping: Angst und fehlende Risikokompetenz

Neu ist der Bau von privaten Bunkern nicht. Albert Schmid hat seinen Bunker zur Zeit des Kalten Krieges gebaut, ähnlich wie viele Menschen in den USA. Sie alle haben eine wesentliche Motivation gemeinsam, erklärt Gerd Gigerenzer: Angst.

Der Psychologe, unter anderem Direktor des Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam, fordert eine stärkere Vermittlung von Risikokompetenz an Schulen. Neben kritischem Hinterfragen brauchen die Menschen ein Bewusstsein, dass innere Gefühle zum großen Teil von außen gesteuert werden, erklärt er.

Das bedeutet: Medienberichterstattung und politisches Handeln können einen entscheidenden Einfluss auf das Angstgefühl haben. "Aus dieser diffusen unreflektierten Angst heraus, werden Leute zu Preppern und bauen sich Bunker in den Garten", ergänzt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Sebastian Sonntag.

"Die richtige Strategie ist zu erkennen, dass die Ängste, die man hat, zum großen Teil von außen gesteuert werden, und dann auch den Mut zu haben, mit dem eigenen Kopf über das eigene Herz nachzudenken."
Gerd Gigerenzer, Psychologe

Gerd Gigerenzer rät daher für Zeiten wie diese: Informiert bleiben und gleichzeitig ein entspanntes Verhältnis zur Angst haben. – Es gilt also: Gefühle reflektieren und dann für sich selbst einsortieren.

Shownotes
Vorbereiten auf den Weltuntergang
Aus Angst einen privaten Bunker bauen
vom 07. April 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova