Die Programmierschule 42 gibt es schon 33 Mal auf der Welt – und jetzt auch in Heilbronn und Wolfsburg. Bewerben können sich auch absolute Anfänger und Anfängerinnen. Das Besondere ist: Das Lernen passiert ohne Dozierende. Am Ende steht auch kein Abschluss, aber scheinbar durchaus ein Job.
In Wolfsburg und Heilbronn gehen die beiden neuen Programmierschulen an den Start. Auch wenn durch Corona alles etwas anders ist. Zurzeit läuft die Bewerbungsphase: Abitur braucht man nicht, aber gute Englischkenntnisse und man muss 18 Jahre alt sein. Und die Schule ist zwar privat, kostet aber kein Geld.
Programmierschule gegen Fachkräftemangel
Thomas Bornheim leitet die Programmierschule 42 in Heilbronn. In einer alten Fabrikhalle sollen, sobald die Pandemie vorüber und Präsenzunterricht wieder möglich ist, rund 700 Studierende Platz haben.
Für bunte Sitzsäcke, Stehtische und gemütliche Stimmung ist schon gesorgt. Die Studierenden sollen sich wohlfühlen, wenn sie sich selbst ausbilden. Denn das ist das Prinzip hinter der Programmierschule 42. Menschen bringen sich in Gruppen selber bei, wie man programmiert.
"Unser Angebot ist extrem darauf angelegt, dass Menschen Lust haben, vor schwierigen Aufgaben zu sitzen und sich zu überlegen: 'Wie löse ich das denn jetzt?'."
Ob man mit diesem Ansatz klarkommt, kann man bereits in der vierwöchigen Bewerbungsphase herausfinden: Die heißt "Piscine", also Schwimmbad auf Französisch, denn die Schüler und Schülerinnen werden quasi ins kalte Wasser gestoßen. Denn viele haben überhaupt keine Erfahrung mit dem Programmieren.
Diese Erprobungsphase hat Stina Lützenkirchen schon hinter sich. Die 23-Jährige ist nach dem Abitur von Karlsruhe nach Paris gegangen, um dort an der Programmierschule 42 zu starten. Als sie sich bewarb, hatte sie keine Ahnung vom Programmieren.
Die vierwöchige Bewerbungsphase war für Stina Lützenkirchen eine Art Testlauf. In dieser Zeit gab es immer wieder neue Herausforderungen, oft ganz spielerischer Art. Zum Beispiel werden Sudoku-Aufgaben vergeben, in denen einen Lösungsalgorithmus entwickelt werden muss, so Thomas Bornheim. Daran lässt sich gut erkennen, ob jemand strukturiert und logisch Lösungen findet.
"In der Bewerbungsphase ist eine Aufgabe zum Beispiel, einen Sudoku-Lösungsalgorithmus zu entwickeln. Und dann anzufangen und zu überlegen: 'Wie baue ich denn jetzt einen Lösungsalgorithmus auf? Wie gehe ich strukturiert vor?'."
Auf die Lösungen kommen die Bewerber und Bewerberinnen entweder allein, sie können sich aber auch mit den anderen austauschen und sich gegenseitig helfen. Auch im Internet nach Tipps und Ideen zu suchen, ist in Ordnung. Die Lösung im Fall der Sudoku-Aufgabe wird dann in einer einfachen Programmiersprache aufgeschrieben und kontrolliert – und zwar von den anderen anhand eines Formulars. Danach kommt die nächste Aufgabe.
Fast wie bei einem Computerspiel geht es dann Level für Level weiter. Das Grundstudium umfasst ein bis anderthalb Jahre, danach kommt ein Praktikum. Stina Lützenkirchen hat das in einem französischen Energieunternehmen absolviert und einen Chatbot programmiert. Zurzeit spezialisiert sie sich – vermutlich auf maschinelles Lernen.
Private Schule, aber gratis
Finanziert wird die Programmierschule in Heilbronn durch die Hilfe der Dieter Schwarz Stiftung. Die wurde von dem Heilbronner Unternehmer Dieter Schwarz gegründet – dem Eigentümer der Supermarktketten Lidl und Kaufland.
Die Stiftung zahlt für Gebäude, Ausstattung sowie die sechs Angestellten: Genauere Summen werden nicht genannt, wie auch bei allen anderen Projekten der Dieter Schwarz Stiftung. In einer Pressemitteilung heißt es: Die Programmierschule 42 werde gefördert, um dem Mangel an IT-Fachkräften in der Region entgegenzuwirken.