Amnesty International spricht von systematischer Folter. Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja bittet die EU und USA um Unterstützung. Denn die Proteste in Belarus gehen weiter, erzählt der in München lebende Vitali Alekseenok, auch wenn sie bei minus 25 Grad kleiner ausfallen als im Sommer.
Es heißt, Menschen müssten ihre Kleidung ausziehen, würden geschlagen, bekämen weder Essen noch medizinische Versorgung. Amnesty International bezeichnet das, was in Belarus passiert als "systematischer Folter". Erneut fordert die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja die EU und die USA auf, den Wandel in Belarus zu unterstützen. Seit dem Sommer 2020 demonstrieren Menschen in Belarus gegen die Wiederwahl des Präsidenten Alexander Lukaschenko. Seitdem gab es rund 30.000 Festnahmen.
Oppositionelle fordern mehr Unterstützung von EU und USA
Auch Vitali Alekseenok kennt Menschen, die im Gefängnis sitzen, weil sie gegen die Regierung auf die Straße gegangen sind. Wie Zehntausende Menschen in Belarus hat auch er 2020 gegen die Regierung protestiert. Dauerhaft lebt der 20-jährige Dirigent aber in München, wo er gerade ein Buch über die Situation in Belarus schreibt.
Um sich auf dem Laufenden zu halten, konsumiert er viele Medien - die unabhängigen, aber auch die regimetreuen. Vom Präsidenten Lukaschenko hört er, dass es keine Proteste mehr gebe. Nein, so große Demonstrationen wie im Sommer gebe es nicht mehr, sagt Vitali Alekseenok. Im August waren mehrere Wochen in Folge zum Teil Zehntausende auf der Straße. Das sei bei den eisigen Temperaturen nicht mehr möglich. Außerdem zeigten die Einschüchterungsmechanismen der Regierung Wirkung, gibt Vitali Alekseenok zu bedenken.
"In Belarus sind es im Winter bis zu minus 25 Grad. Natürlich ist es da nicht leicht, auf die Straße zu gehen. Trotzdem gibt es noch dutzende Menschen, die immer wieder bei Demonstrationen dabei sind."
Seinen Informationen zufolge gebe es zurzeit 189 politische Gefangene in Belarus. Die meisten von ihnen warteten noch auf ein Gerichtsurteil. Für Vitali Alekseenok ist diese Vorgehensweise unmenschlich. Für ihn persönlich, der Freunde und Familie in Belarus hat, ist das alles nur schwer zu ertragen.
"Die Menschen bekommen bis zu fünf Jahre Gefängnis für ein Graffiti oder für die Verteidigung von friedlich protestierenden Menschen."
Von den Menschen und vor allem von den Regierungen in der EU und den USA hofft er, dass sein Land über die Pandemie, die für die Länder viele Probleme mit sich bringt, nicht vergessen wird. Schließlich habe die Pandemie als positiven Nebeneffekt die Tatsache, dass man sich gegenseitig hilft. Auf diese Hilfe hofft Vitali Alekseenok nun auch für Belarus.
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