In Berlin sind zwei junge Männer, die sich im Februar 2016 ein illegales Autorennen in der Hauptstadt geliefert haben sollen, wegen Mordes verurteilt worden. Bei dem Rennen kam eine unbeteiligte Person ums Leben. Die beiden Männer erhielten lebenslange Freiheitsstrafen.
Am 01. Februar 2016 haben sich zwei Männer ganz offensichtlich bei einem Autorennen mitten im nächtlichen Berlin duelliert. Stoßstange an Stoßstange ging es mit bis zu 150 km/h über die Straßen und rote Ampeln. Die Raserei endete kurz nach Mitternacht fatal: Ein unbeteiligter Autofahrer wurde von einem der Raser gerammt und verstarb an den Folgen des Unfalls. DRadio-Wissen-Reporter Oliver Ramme, der für diesen Prozess in der Raserszene recherchiert hat, sagt:
"Das Besondere ist, dass die Anklage auf Mord lautet. Das ist ziemlich einmalig bei Autorennen. Bei vergleichbaren Fällen ist man immer von Fahrlässigkeit ausgegangen."
Die beiden Fahrer Hamdi H.und Marvin N. sollen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft vorsätzlich gehandelt haben. "Übespitzt gesagt, hätten sie sich mehr oder weniger verabredet, heute bringen wir jemanden um“, so Oliver Ramme. Viele Experten waren sich im Vorfeld sicher, dass die Mordanklage nicht durchkommen würden, sagt unser Reporter. Das Urteil ist also eine Überraschung.
"Ich glaube auch, dass die Staatsanwälte einem Unrechtsgefühl der Gesellschaft gerecht werden wollen.“
2015 gab es in Köln drei vergleichbare Fälle mit drei Toten. Von den sechs Beschuldigten wurde nur einer zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. "Einer verlässt das Gericht als freier, unschuldiger Mann. Die vier anderen bekommen eine Bewährungsstrafe, müssen also nicht ins Gefängnis. Und das ist bitter für die Hinterbliebenen. Und auch die Gesellschaft findet, dass das in keinem Verhältnis steht", so Oliver Ramme.
Die Politik reagiert mit Verschärfungen
Der Bundesrat hat kürzlich einen Vorstoß aus Nordrhein-Westfalen einstimmig angenommen, über das die Bundesregierung noch entscheiden muss. Demnach kann schon die bloße Teilnahme an einem Rennen zu einer Gefängnisstrafe führen. Ob das die Raser aber aufhalten wird, ist schwer zu sagen, da unklar ist, wer genau die Raser sind, sagt Oliver.
"Das Einzige, was man weiß: Es sind Männer zwischen 18 und Ende 20. Die Polizei vermutet, viele von den Rennfahrern sind in der Tuningszene. Das liegt ja auch nahe."
Die Raser verabreden sich angeblich in WhatsApp-Gruppen und Social-Media-Foren zu ihren Rennen auf Landstraßen und abgelegen Industriegebieten. Doch die Rennen mit tödlichem Ausgang, die es in die Schlagzeilen geschafft haben, waren spontane Rennen, sagt Oliver:
"Ich weiß nicht, ob schärfere Gesetze diese Leute bremsen, wenn bei denen das Adrenalin hochkocht."
Wenn Raser sich duellieren, kann sich der Wahnsinn, je nach Psychogramm der Teilnehmer, unermesslich hoch steigern. Mal ist das Rennen an der nächsten Ampel zu Ende. "Mal zieht es sich über Minuten hin - je nach Jagdtrieb, Adrenalin oder dem Maß an Willkür oder Wahnsinn", so Oliver Ramme. Und weiter "Eine Psychologin sagte mir, hier sei ein hohes Maß an Selbstüberschätzung mit im Spiel. Ein Raser sagte mir wiederum, diese Unfälle passieren nur den Spakos, die keine Ahnung vom Fahren haben und die zufällig in einer dicken Kiste sitzen."