Zynisch zu sein, kann zum Gesundheitsrisiko werden. Manchmal schützt uns ein Hauch Zynismus, sagt Psychiater Bastian Willenborg, er wird zur Bewältigung eingesetzt. Nur zu viel sollte es nicht sein.
Was ist eigentlich zynisch? Eine gefühllose, mitleidlose, menschenverachtende Haltung zum Ausdruck zu bringen. Besonders in bestimmten Angelegenheiten und Situationen kann sie als konträr und paradox empfunden werden. Manchmal missachtet sie Gefühle und kann für andere verletzend sein: so definiert es der Duden.
Auf einer psychologischen Ebene kann eine zynische Äußerung zu einer Coping-Strategie gehören, sagt der Psychologe Bastian Willenborg: eine Reaktion auf eine Situation, in der Betroffene kein Mitgefühl erleben, enttäuscht werden und ein Ohnmachtsgefühl entwickeln.
Zynismus als Symptom
Ein zynischer Kommentar zum richtigen Zeitpunkt könne dieses Ohnmachtsgefühl reduzieren, und Menschen erst wieder handlungsfähiger werden lassen. Das ist die gute Seite eines zynischen Moments. Bastian Willenborg sagt: "Ich behandele Zynismus nicht als Erkrankung, sondern als Symptom."
"Zynismus kann wirklich dabei helfen, schwierige Emotionen besser auszuhalten."
Gehört zu dem zynischen Moment jedoch ein bleibender zynischer Zustand und entwickelt sich daraus eine Art Weltsicht, kann das gesundheitliche Folgen haben.
"Wenn Menschen wirklich zynisch werden, wenn dieser Zustand anhält, erhöht er die relevante Gefahr für körperliche und psychische Erkrankung."
Der Zynismus geht über gelegentliche zynische Äußerungen hinaus. Bei ihm schwingt oft eine tieferliegende Verachtung oder Enttäuschung über die Welt oder über Menschen mit. Zieht sich der Zynismus zu sehr durch das Leben, sei das einfach ein Stressfaktor, der zu Schlafmangel, Depressionen und gegebenenfalls zu einer Herzerkrankung führen könne, sagt Bastian Willenborg.
Zynismus als Burn-Out-Folge
In der Praxis begegnet er zynischen Äußerungen und fester sitzendem Zynismus am ehesten bei Patien*innen mit Burn-Out-Problematik.
"Am häufigsten spreche ich mit Patient*innen über zynisches Verhalten, wenn sie mit einer Burn-out-Symptomatik kommen."
Er versucht dann, in zynischen Momenten, die Aufmerksamkeit auf das Gute zu lenken. Dahinter steht der Gedanke, Patien*innen darauf aufmerksam zu machen, dass sie die zynische Brille aufhaben und doch bitte mal die optimistische Brille aufsetzen sollen.
"Zynismus kann eine wichtige psychologische Schutzfunktion haben, die uns auch dazu befähigt, andere Dinge wieder machen zu können."
