Die eigene Persönlichkeit verändert sich im Laufe unseres Lebens. Wie wir diesen Prozess beeinflussen können, darüber spricht die Psychologin Cornelia Wrzus in ihrem Vortrag.
Schüchtern, ordentlich, draufgängerisch, aufgeschlossen: So beschreiben wir uns und andere Menschen. In der Psychologie spricht man von den sogenannten Big Five der Persönlichkeit:
- emotionale Stabilität
- Gewissenhaftigkeit
- Verträglichkeit
- Extraversion
- Offenheit für (neue) Erfahrungen
Dabei handelt es sich um Eigenschaftspole, erklärt Cornelia Wrzus, Psychologin an der Universität Heidelberg. Dabei sei keiner der Pole "besser" als ein anderer – es komme vielmehr auf die Persönlichkeit sowie auf den Kontext und die Situation an.
"Es gibt Veränderungs- und Entwicklungsspielraum über die gesamte Lebensspanne. Sogar deutlich mehr, als wir Forschenden uns haben vorstellen können."
Wie verändern sich diese Eigenschaften im Laufe unseres Lebens? Emotionale Stabilität, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit sind Eigenschaften, die im Durchschnitt zunehmen, je älter wir werden, erklärt Cornelia Wrzus. Dieser Prozess werde als Persönlichkeitsreifung bezeichnet.
Ohne Motivation keine Veränderung
Extraversion spaltet sich auf in soziale Dominanz und soziale Vitalität, erklärt die Psychologin. Extraversion beschreibt eine nach außen gewandte Persönlichkeit, also extrovertierte Menschen.
Die soziale Dominanz steige im Erwachsenenalter immer weiter an, soziale Vitalität hingegen nähme schon im jungen Erwachsenenalter wieder ab – mit der Folge, dass Freundesnetzwerke häufig kleiner werden und die eigene Familie wichtiger wird.
Unsere Offenheit für neue Erfahrungen steigt im jungen Erwachsenenalter an, bleibt dann im Erwachsenenalter gleich hoch und nimmt im Alter ab, sagt Cornelia Wrzus.
Die Persönlichkeit lässt sich verändern – in Maßen
Wenn wir gerne aktiv etwas an unserer Persönlichkeit verändern möchten, ist das auch im Erwachsenenalter noch möglich, sagt Cornelia Wrzus.
Zwar werde aus einer schüchternen Person keine Party-Löwin mehr, aber kleinere Veränderungen könne man erzielen. Allerdings nur, wenn wir es auch wirklich möchten. Ohne Motivation keine Veränderung, erklärt die Psychologin.
"Es braucht Motivation. Wir können Menschen nicht von außen verändern."
Cornelia Wrzus ist Psychologin an der Universität Heidelberg. Ihren Vortrag "Werden, wer ich bin: Persönlichkeitsentwicklung im Erwachsenenalter" hielt sie am 18. September 2025 im Rahmen der Vortragsreihe Science & Society. Die Reihe wird organisiert vom Leibniz-Institut für Alternsforschung - Fritz-Lipmann-Institut zusammen mit dem Beutenberg-Campus Jena.
- Einleitung
- Persönlichkeitsentwicklung im Erwachsenenalter
- Können wir unsere Persönlichkeit verändern?
- Fazit