Tausend Stockschläge und zehn Jahre Haft als Strafe für eine eigene Meinung. Der 31-jährige Blogger Raif Badawi wurde in Saudi-Arabien verurteilt, angeblich hat er den Islam beleidigt, indem er die Trennung von Staat und Religion gefordert hatte. Heute wurde Badawi mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet.
Saudi-Arabien war zuletzt in den Schlagzeilen, weil Frauen dort zur Wahl gehen durften und auch zum ersten Mal in Kommunalparlamente gewählt wurden. Ein positives Signal in Sachen Menschenrechte, für das die Bevölkerung hart gekämpft hat. Aktivisten und Blogger sagen, dass man kleine Fortschritte im Land sieht. Beispielsweise dass der Arbeitsmarkt für Frauen vor einigen Jahren geöffnet wurde - auch wenn sie nicht selbst mit dem Auto dorthin fahren können. Spricht man diese Klientel auf den Blogger Raif Badawi an, kippt die Stimmung zum Teil.
"Kritik an den Menschenrechten, dem Königshaus und an der Religion ist öffentlich ein absolutes No-Go."
Der Blick des Westens auf Saudi-Arabien ärgert viele Saudis. Sie weisen darauf hin, dass es noch andere Menschenrechtsverletzungen gibt, als jene, die Raif Badawi anprangert.
Dass Badawi mit Sacharow-Preis ausgezeichnet worden ist, werden die meisten in Saudi-Arabien mitbekommen haben. Sehr viele sind bei Twitter, einfach weil es die Plattform ist, über die man sich unzensiert austauschen kann. Es gibt Zahlen, wonach 75 Prozent der Saudis bei Twitter sind. Zumindest haben in dem reichen Land die meisten einen Computer oder ein Smartphone. Und weil Badawis Frau Ensaf Haidar bei Twitter sehr aktiv ist - da twittert sie unter @miss9afi - dürfte das ein großer Teil der Gesellschaft mitbekommen haben. Heute, am Tag der Preisverleihung, hat sie viel retweetet.