Ein Rassismus-Vorfall beim Spiel zwischen dem FC Valencia und Real Madrid erschüttert den spanischen Profifußball und sorgt auch international für Wirbel. Opfer ist Reals brasilianischer Stürmer Vinicius Junior – der nun in die Offensive geht.

Es waren hässliche Szenen im Spiel zwischen dem FC Valencia und Real Madrid in der La Liga – der ersten spanischen Profifußballliga. Nach knapp 70 Minuten gab es einen Freistoß für Real Madrid unmittelbar vor der Tribüne der Valencia-Fans. Bevor dieser Freistoß ausgeführt wurde, soll Madrids Spieler Vinicius Junior von einem Fan auf der Tribüne rassistisch beleidigt worden sein.

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Auf den TV-Bildern ist zu sehen, wie der Spieler immer wieder in Richtung des Fans deutet, ohne dass das zunächst Konsequenzen für den Zuschauer hatte, berichtet unser Reporter David Freches. Das Spiel wurde unterbrochen. Es gab eine Durchsage im Stadion, rassistische Beleidigungen tunlichst zu unterlassen.

Unter rassistischen Gesängen den Platz verlassen

Den traurigen Höhepunkt gab es kurz vor Schluss. Bei einer Rudelbildung wurde Vinicius vom Valencia-Torwart gerempelt und von einem Stürmer in den Schwitzkasten genommen. Vom Schiedsrichter wurde das nicht geahndet. Dafür aber ein Schlag von Vinicius in Richtung eines Gegenspielers. Für ihn gab es die Rote Karte. Unter rassistischen Gesängen, die es auch schon vor dem Spiel gegeben hatte, verließ Vinicius den Platz.

Vorfall schlägt hohe Wellen

Der Vorfall sorgt seitdem für viel Wirbel – auch, weil Vinicius und Real Madrid ihre Reichweite nutzen und nun in die Offensive gehen. Vinicius erklärte nach dem Spiel via Social Media, Rassismus sei in "Spaniens Fußball normal", werde von der Liga "nicht aktiv verhindert und dadurch befördert". Spanien werde in Brasilien mittlerweile als "Land der Rassisten"wahrgenommen.

Es folgte eine Welle der Solidarität und 15 Millionen Interaktionen auf Instagram. Die spanische Liga steht jetzt auch international im Fokus: Brasiliens Präsident Lula da Silva hat sich in der Abschlusspressekonferenz auf dem G7-Gipfel in Japan mit einem Statement zu Vinicius geäußert. Auch vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez gab es Reaktionen.

Fifa: Drei-Stufen-Plan bei Rassismus

Real Madrid reagierte mit uneingeschränkter Solidarität für Vinicius und der geäußerten Kritik. Auch Reals Trainer Carlo Ancelotti hat seinen Spieler vehement verteidigt und gesagt: Vinicius ist das Opfer und nicht der Täter. Manche Menschen gaben Vinicius mit seinem provokanten Spielstil eine Mitschuld.

"Es gibt bei rassistischen Vorfällen einen Drei-Stufen-Plan. Im ersten Schritt wird das Publikum aufgefordert, das Verhalten sofort zu unterlassen. Im zweiten Schritt kann die Partie unterbrochen und im dritten Schritt komplett abgebrochen werden."
David Freches, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Bei rassistischen Vorfällen gilt grundsätzlich ein vorgeschriebenes Procedere der Fifa – und zwar für alle Ligen des Verbandes: den sogenannten Drei-Stufen-Plan. Im ersten Schritt wird das Publikum ermahnt, die Partie kann aber auch unterbrochen oder komplett abgebrochen werden.

In Valencia ist Sonntag nur Ersteres passiert. Ob es am offensichtlich überforderten Schiedsrichter lag oder bei den Verantwortlichen im spanischen Fußball insgesamt eine gewisse Sensibilität fehlt, bleibt Spekulation.

Shownotes
Eklat im spanischen Fussball
Vinicius Jr.: "Rassismus ist in La Liga normal"
vom 24. Mai 2023
Moderator: 
Nik Pothoff
Gesprächspartner: 
David Freches, Deutschlandfunk Nova