Nachtzüge sind eine klimafreundliche Art, durch Europa zu reisen – aber eine echte Alternative zum Fliegen? 2016 stellte die Deutsche Bahn ihre City Night Line ein. Die Österreichische Bahn hingegen investiert. Und Kunden hat sie auch gefunden.
Weite Strecken lassen sich mit einer nächtlichen Bahnfahrt im Schlaf- oder Liegewagen relativ klimafreundlich zurücklegen – verglichen mit Flugreisen jedenfalls. Die Deutsche Bahn hat den Nachtzugverkehr bereits 2016 eingestellt. Teilweise hat die Österreichische Bahn Strecken übernommen. Unser Reporter Christian Schmitt hat sich angesehen, welche Züge nachts unterwegs sind und hat Vor- und Nachteile abgewogen.
Während die ÖBB in Österreich 200 Millionen Euro für neue Zugverbindungen ausgeben, bleibt die Deutsche Bahn bei ihrem Ausstieg aus dem Nachtzugverkehr von 2016. Auf Anfrage teilte das Unternehmen Christian schriftlich mit, dass es sich, da die Mittel begrenzt seien, dazu entschieden habe, lieber in neue Fernverkehrszüge im Tagesbetrieb zu investieren. Hiervon profitierten 99 Prozent der Fahrgäste.
Die Österreichische Bahn sieht das anders. Im Jahr 2017 fuhren europaweit 1,4 Millionen Passagiere in ÖBB-Nachtzügen, 2018 waren es 1,6 Millionen.
München-Zagreb ab 120 Euro
Aus dem DB-Angebot hat Christian sich die für ihn naheliegenden Strecken München-Zagreb, Frankfurt Oder-Budapest, Hamburg-Zürich und Düsseldorf-Innsbruck angeguckt. Verglichen mit dem ÖBB-Angebot ist das nächtliche Bahnfahren bei Buchung über die DB recht teuer. Das günstigste reguläre Ticket für einen Sitzplatz, das Christian gefunden hat, kostet 120 Euro für die Strecke München-Zagreb. Die teuerste Strecke aus seiner Auswahl war mit 190 Euro Düsseldorf-Innsbruck.
Einfach war diese eigentlich übersichtliche Preisrecherche jedoch nicht. Um Preise zu erfahren, musste Christian sehr lange in Hotlines warten, und die Buchungsseite der Österreichischen Bahn war nicht erreichbar. Auf bahn.de ließ sich die gewünschte Verbindung nicht buchen. Manche Tickets gibt es bei der Bahn nämlich nur am Schalter.
Gute Klimabilanz als Kaufanreiz
Die relative Klimafreundlichkeit der Bahnfahrt ist für die Österreichische Bahn auch ein Verkaufsargument. Das Umweltinstitut IFEU hat die CO2-Bilanz einiger Bahn- und Flugstrecken im Auftrag der Deutschen Welle miteinander verglichen. Für Bernhardt Rieder, Pressesprecher der Österreichischen Bahn, ist der deutlich geringere CO2-Ausstoß pro Passagier ein Kaufanreiz.
"Wir merken, dass der Umweltaspekt in den Entscheidungen eine immer größere Rolle spielt. Wir wissen, dass die Reise mit dem Zug 31-mal weniger CO2 erzeugt als die Reise mit dem Flugzeug."
Schön an einer Nachtzugfahrt sei außerdem, dass die Fahrpläne in der Regel so organisiert seien, dass die Reisenden morgens und direkt im Stadtzentrum ankommen.
Eine Übersicht der Nachtzugverbindungen findet ihr bei dem Unternehmen eurail.com. Der Architekt und Kartograph Jug Cerović hat für seine Seite night-trains.com eine Karte des Nachtzugnetzes erstellt.
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