Valerie Schönian ist zur Wendezeit geboren. Sie hat stets im vereinten Deutschland gelebt. Und dennoch ein Ostbewusstsein entwickelt.
Als Valerie Schönian 1990 in Gardelegen geboren wird, da steckt Deutschland gerade in einer der größten Transformationen seiner Geschichte. Die Kindheit verbringt sie in ihrer Geburtsstadt im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt. Von Gardelegen geht es dann für sie über Magdeburg und Berlin schließlich nach München auf die Deutsche Journalistenschule.
Klischees über Ostdeutschland halten sich hartnäckig
Als dort die Gegendemos zu Pegida beginnen, ist die junge Journalistin überrascht, dass ihre Freundinnen und Freunde immer mal wieder von den "Jammerossis" sprechen. "Dabei habe ich gedacht: Dass es diese Klischees überhaupt noch gibt, das sei eigentlich ein Klischee", sagt Valerie Schönian.
Für sie ist das der Anlass, sich mit dem Narrativ auseinanderzusetzen, dass Menschen aus Ostdeutschland immer noch entgegenschlägt – "Das Narrativ des Ostens muss erweitert werden", so die Journalistin.
"Wir sind in einem unfertigen Raum aufgewachsen."
Um diese Erweiterung zu erreichen, fängt Valerie Schönian dann bei sich und ihrer Familie an und unterhält sich immer wieder mit ihren Eltern und ihrer Großmutter. "Ich muss mir dabei immer wieder bewusst machen, dass Leute wie meine Oma in drei Systemen gelebt haben", sagt sie, "und dass Menschen wie meine Eltern in einer Diktatur gelebt und einen System-Umbruch hinter sich haben."
Valerie Schönian spricht aber nicht nur mit ihren Verwandten, sondern fängt nach und nach auch an, andere Nachwendekinder und Menschen mit Ost-Biografie zu interviewen. Sie spricht mit ihnen nicht nur über das politische System und die Stasi, sondern auch über die guten Seiten.
"Mein Vater hat mal gesagt: Wir haben mit dem Leben nicht gewartet bis die Mauer weg war."
Von diesen Gesprächen und ihrem eigenen Prozess erzählt Valerie Schönian in ihrem aktuellen Buch "Ostbewusstsein". In dem geht es auch darum, dass sie für sich die Antwort auf eine entscheidende Frage findet. Nämlich: "Was ist denn der Osten heute noch für mich außer das, was meine Eltern mir erzählen?"
Auf der Suche nach einer Antwort hat sie festgestellt, dass der Osten für sie auch ein Zeichen für Aufbruch darstellt, dafür, Dinge anzupacken – und Bauruinen mit Leben zu füllen.
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