Linien, die gerade oder ungerade verlaufen könnten, eine Frau, die sehr jung oder sehr alt aussehen könnte – optische Täuschungen sind uns geläufig. Doch nicht nur unsere Augen lassen sich gerne austricksen. Auch unseren Ohren ist nicht immer zu trauen.

Optische und akustische Täuschungen sind für viele nicht nur amüsant, sie helfen uns auch zu verstehen, wie unterschiedlich wir unsere Welt wahrnehmen. Optische Täuschungen sind vielen von uns bekannt, weniger populär sind akustische Täuschungen. 2018 aber ging ein Sound-Experiment viral: „Yanni or Laurel“. Knapp die Hälfte hören bei dem Video den Namen „Yanni“, die andere Hälfte hört den Namen „Laurel“.

Risset- Rhythmen tricksen das Ohr aus

Doch es gibt noch mehr akustische Täuschungen. Eine der bekanntesten ist die so genannte Shepard-Skala. Hier werden mehrere unterschiedliche Töne zeitgleich abgespielt, doch durch die zeitversetzten Wechsel der Lautstärken, hört es sich für unser Ohr so an, als würde eine Tonleiter abgespielt. Dieser führt bei den Risset-Rhythm auch dazu, dass wir denken, dass diese immer schneller werden würden. Tatsächlich bleibt das Tempo aber gleich.

"Die meisten Menschen finden akustische Täuschungen, ebenso wie optische, verstörend, weil sie glauben möchten, dass das, was sie sehen und hören, auch die Realität ist."
Diana Deutsch, Psychologie-Professorin

Diana Deutsch ist Professorin für Psychologie in San Diego und untersucht seit Jahren die Phänomene akustischer Täuschungen. In ihren Experimenten hat sie zum Beispiel rausgefunden, dass es für unser Hören einen Unterschied macht, ob ich Rechts- oder Linkshänder bin. Wenn man mit Kopfhörern Versuchspersonen zwei Töne vorspielt, dann hören Rechtshänder den hohen Ton rechts, und umgekehrt. Wechselt man dann die Kopfhörer, sorgt das im Ohr für Verwirrung.

Kein richtig oder falsch

Ein andere akustische Täuschung entsteht bei einem so genannten Tritonus. Das ist eine Halboktave, die aus drei Tönen besteht. Manche hören bei einem Tritonus, den Diana Deutsch ihnen vorspielt, eine abfallende Tonfolge. Die anderen eine steigende Tonfolge. Und das ist das Schöne für Diana Deutsch: Es gibt keine richtige Antwort. Welcher Höreindruck bei einer Person entsteht, liegt auch daran, wo sie aufgewachsen ist und von welchen Sprachmelodien und Stimmfrequenzen sie geprägt ist. Unsere Erfahrungen sorgen dafür, dass sich unser Ohr auf unterschiedliche Frequenzen fokussiert, deswegen hören die einen auch "Yanni", während die anderen "Laurel" hören. Jeder hört die Welt also ein bisschen anders.

Shownotes
Akustische Täuschungen
Es ist nicht das, wonach es sich anhört
vom 24. Februar 2020
Moderation: 
Stephan Beuting
Gesprächspartnerin: 
Diana Deutsch, Professorin für Psychologie an der University of California, San Diego