Rückenschmerzen sind leider nicht neu. Durch die vielen Wochen und Monate im Homeoffice als Folge der Pandemie wird das Problem noch schlimmer. Stundenlanges Verharren auf dem Sofa oder gar der Bierkiste tut nicht gut. Lümmeln ist besser.
Manche sitzen seit über einem Jahr im Homeoffice, andere seit ein paar Monaten oder Wochen. Wiederum andere würden gerne zu Hause arbeiten, aber der Beruf lässt es nicht zu.
Die Zeit im Homeoffice jedenfalls geht manchen von uns auf den Rücken: In Umfragen sagt ein Drittel der Befragten, dass sie im Homeoffice gesundheitliche Probleme bekommen haben, weil der Arbeitsplatz zu Hause eben kein richtiger Arbeitsplatz ist.
Rückenleiden im Homeoffice
Die Rückenschmerzen sind teils so gravierend, dass ein Arztbesuch nötig wird. Der Neurochirurg Josef Ramsbacher zum Beispiel hat Patienten und Patientinnen, die bis zur Coronapandemie einen gesunden Arbeitsplatz hatten und nun irgendwie zu Hause am PC oder Laptop sitzen. Gegenüber dem RBB sagte er: "Jetzt sitzen diese Leute zu Hause. Zitat eines Patienten: 'Ich sitze seit sechs Wochen auf der Bierkiste'." Dass man davon Rückenschmerzen bekommt, wundert den Arzt nicht.
"Eine Bierkiste ist natürlich mit der schlechteste Bürostuhl-Ersatz", sagt unser Reporter Matthis Dierkes. Aber auch dauerhaft am Küchentisch zu arbeiten oder vom Sofa aus, ist nicht optimal.
"Ein normaler Küchenstuhl ist nicht für langes Sitzen gemacht. Ein guter Bürostuhl kann helfen."
Besser ist ein echter Bürostuhl. Die Stühle sind höhenverstellbar und lassen sich so anpassen, dass die Knie im rechten Winkel stehen. Auch, dass die Arme im rechten Winkel auf der Tischoberfläche aufliegen. Bei ergonomischen Bürostühlen lässt sich meist auch die Neigung der Rückenlehne individuell einstellen.
Mit einem guten Stuhl ist gesundes Sitzen sehr viel besser möglich. Eine gute Sitzposition bedeutet:
- aufrecht sitzen
- Rücken anlehnen, um Lenden- und Brustwirbelsäule zu unterstützen
- Füße stehen parallel zueinander auf dem Boden
- immer mal wieder die Position ändern und nicht stundenlang in derselben Haltung verharren
Dynamisches Sitzen ist das Zauberwort. Das heißt, nicht stundenlang auf dem Stuhl in derselben Position bleiben. "Weil sonst die Muskeln im Rücken, Schulter, Nacken verkrampfen können", sagt Matthis. "Die Muskeln können hart werden und dann eben schmerzen."
Muskeln immer wieder entspannen
Das bestätigt der Orthopäde Leonhard Keil. Dem RBB sagte er: "Das, was man machen soll, ist eben Lümmeln. Lümmeln ist erlaubt. Das heißt, dass man die Lendenwirbelsäule zum Beispiel nach vorne beugt, um die Rückenmuskulatur zu entspannen. Dass man sich zur Seite beugt, um die Brustwirbelsäule zu lockern. Wenn man das alles umsetzt, dann ist der Muskel nicht verkrampft und entspannt sich."
"Die Muskeln freuen sich über dynamisches Sitzen. Auch bekannt als Lümmeln."
Zum richtigen Sitzen gehört auch, wo und wie das Laptop steht. Es ist gut, das Laptop auf einem Ständer zu platzieren oder einen Stapel Bücher darunter zu packen.
Wer nach der Pandemie dauerhaft immer wieder im Homeoffice arbeiten wird, kann überlegen, sich einen höhenverstellbaren Schreibtisch anzuschaffen. Das tut dem Rücken sehr gut. Vielleicht gibt der Arbeitgeber auch was dazu. Das muss sich noch zeigen, wie die Firmen ihre Mitarbeitenden unterstützen, damit der Rücken im Homeoffice nicht arg leidet.