Kim Jong Un, der Machthaber Nordkoreas, ist in Wostotschny im Südosten Russlands mit Wladimir Putin zusammengetroffen. Für Putin ging es wohl auch um neue Waffen im Krieg gegen die Ukraine, die Nordkorea liefern soll, so Politikwissenschaftlerin Elisabeth Suh.

Die militärische Zusammenarbeit sei sicher eines der Hauptthemen bei dem Treffen zwischen Putin und Kim, sagt Elisabeth I-Mi Suh, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Nordkorea bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin. Eine solche gebe es schon länger, sie reicht zurück bis in Sowjet-Zeiten.

"Die militärische Zusammenarbeit läuft schon. Aber was natürlich jetzt ein großer Hingucker ist, ist die Qualität der Rüstungskooperation: Dass sich Putin und Kim Jong Un bei dem Weltraumbahnhof treffen, ist schon mal bezeichnend."
Elisabeth I-Mi Suh, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Nordkorea

Die Qualität der jetzt offenbar möglichen Rüstungskooperation sei ein "Hingucker". Das Treffen am russischen Weltraumbahnhof Kosmodrom Wostotschny (im Bild oben rechts) sei bestimmt kein Zufall, so die Politikwissenschaftlerin.

Satellitentechnologie gegen Waffen

Bereits im Vorfeld wurde über eine mögliche Zusammenarbeit im Bereich Satellitentechnologie spekuliert. Das Wort Spekulation könne man jetzt wohl streichen, meint die Nordkorea-Expertin. Nordkorea habe ein durchaus ambitioniertes Satellitenprogramm. Im Mai und August habe es Tests gegeben, im Oktober sollen weitere folgen, weil die letzten zwei nicht sehr erfolgreich waren. Russische Unterstützung sei da willkommen.

"Mit dem Export von 'Old Tech' wie Artillerie kann man richtig gut Geld machen."
Elisabeth I-Mi Suh, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Russland bekomme im Gegenzug wohl Waffen. Konkret: nordkoreanische Artilleriegeschütze und Munition für den russischen Krieg in der Ukraine. Nordkorea besitzt viele dieser Waffen – und kann mit dem Verkauf ordentlich Geld verdienen, sagt Elisabeth Suh. Spekuliert werde außerdem über den Austausch weiterer Waffentechnologien, etwa nuklear betriebener U-Boote.

Energie, Infrastruktur, Nahrungsmittel, Luxusgüter

Nordkorea hat noch weitere Interessen, was die Zusammenarbeit angeht: Das sehr isolierte Land sei sicher auch an Energie- oder Infrastrukturprojekten sowie wirtschaftlichen Gütern interessiert, an Nahrungsmitteln und Luxusgütern, meint Elisabeth Suh. Für das sanktionierte Land sei das äußerst wichtig, sofern das ebenfalls sanktionierte Russland aushelfe, Lieferengpässe zu umgehen.

Imagegewinn für Kim

Kim Jong Uns Reise ins nördliche Nachbarland sei ein Imagegewinn und ein wichtiges Zeichen an die eigene Bevölkerung – dass Nordkorea Freunde und hilfreiche Partner in der Welt habe. Genau so werde es in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt.

"Kim Jong Un liefert mit seinem Besuch bei Putin in Russland so ein bisschen das Gegenstück [zum Treffen in Camp David zwischen den USA, Südkorea und Japan] ab."
Elisabeth I-Mi Suh, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Nordkorea

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe Russland und Nordkorea näher zusammengebracht. Die Zusammenarbeit Russlands, Nordkoreas und auch Chinas bedeute "nicht so viel Gutes", sagt Elisabeth Suh. Das Dreigespann wolle eine Art Gegenstück zu der Kooperation zwischen den USA, Südkorea und Japan bilden. Gerade 2023 sei da viel passiert: Das Treffen in Camp David im August habe die drei Nationen "symbolisch, aber auch substanziell" näher zusammengebracht. Die USA, Südkorea und Japan unterstützen die Ukraine.

Shownotes
Russland und Nordkorea
Putin und Kim – Allianz gegen den Westen
vom 13. September 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Elisabeth I-Mi Suh, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Nordkorea bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin