Es sind schwierige Zeiten für Airlines: Nur wenige Flugzeuge heben ab. Und immer neue Reisewarnungen verlocken nicht gerade zur Urlaubsplanung. Die Billig-Airlines könnten die Krise dennoch überstehen, meint Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Denn teure Flüge buche im Moment kaum einer.

Die Stimmung auf der Jahreshauptversammlung von Ryanair dürfte am heutigen Donnerstag (17.09.) gedrückt sein: Für das erste Quartal 2020 verzeichnet das Unternehmen einen Verlust von 185 Millionen Euro. Kein Wunder, denn viele Reisende überlegen sich gut, ob sie dieses Jahr überhaupt einen Flug buchen.

"Selbst wenn sich Reisende dafür entscheiden, einen Flug zu buchen, ist nicht sicher, ob neue Quarantäne-Bestimmungen die Reise nicht wieder unmöglich machen. Viele planen deshalb erst gar keinen Urlaub."
Cord Schellenberg, Vizepräsident des Luftfahrt-Presse-Clubs

Diese Unsicherheit betrifft alle Airlines - nicht nur die Billig-Fluglinien. Luftfahrtexperte Cord Schellenberg sagt, dass liegt vor allem daran, dass Reisende sich nicht darauf verlassen können, dass ihre Reise wirklich stattfinden kann. Immer neue Corona-Maßnahmen, wie zuletzt die Quarantäne-Bestimmungen für Wien und Budapest, machen es schwierig zu planen.

Billig-Airlines leicht im Vorteil

Schellenberg sieht allerdings die Billig-Airlines gegenüber den klassischen Fluglinien ein wenig im Vorteil und das, obwohl Lufthansa bereits neun Milliarden Euro vom Staat zugesagt und zum Teil bereits eingestrichen hat.

Denn die Billig-Airlines hätten es perfektioniert, schnell zu reagieren und neu zu planen. Sie haben eine breitere Kostenbasis und seien daran gewöhnt, immer wieder zu sparen - bei Ryanair allerdings oft auch auf Kosten der Mitarbeiter, wie Cord Schellenberg meint.

Aktionen und schnelle Anpassungen

Andererseits: In der Krise neue Kunden zu gewinnen, ist für die Low-Cost-Anbieter schwer - selbst mit Billig-Aktionen. EasyJet halte sich mit solchen Vorhaben ohnehin eher zurück, sagt Schellenberg, denn deren Kundenstamm bestehe vor allem aus Geschäftsreisenden, die derzeit überhaupt nicht fliegen.

"Ich würde immer direkt bei der Airline buchen, egal ob Low- oder High-Cost. Denn dort habe ich meinen Ansprechpartner."
Cord Schellenberg, Vizepräsident des Luftfahrt-Presse-Clubs

Wer sich von seiner Urlaubsplanung auch in Coronazeiten nicht abhalten lassen möchte, der sollte am besten direkt bei der Airline einen Flug buchen, empfiehlt Cord Schellenberg. Denn dann sei der Ansprechpartner im Falle eines Flugausfalls klar.

Lange im Voraus sollten wir nicht planen, meint der Experte. Und auch von sehr teuren Flügen mit Vorkasse rät er ab. Besser sei es, in seiner Urlaubsplanung flexibel zu bleiben und einen Tarif mit Umbuchungsoption zu wählen.

Staatliche Hilfen auch für kleine Airlines?

Trotz Corona-Krise glaubt Schellenberg, dass es viele der Airlines auch nächstes Jahr noch geben wird. Künftig könnten und sollten im Extremfall auch Billig-Airlines staatliche Unterstützung bekommen, meint er - so wie es bei Lufthansa und Air France geschehen ist.

Shownotes
Ryanair und Co.
Die Zukunft der Billigflieger ist unsicher
vom 17. September 2020
Moderator: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Cord Schellenberg, Luftfahrtexperte und Vize-Präsident des Luftfahrt-Presse-Club e.V.