Schildkröten hatten ursprünglich überhaupt keinen Panzer. Dafür aber stärkere Rippen. Denn starke Rippen dienen einem festen Stand. Und der ist gefragt, wenn im Sand gebuddelt werden muss. Und wer die Grabungsbewegung im Sand beherrscht, der lernt auch schnell schwimmen und erschließt sich damit neue Lebensräume. Seit 260 Millionen Jahren ist die Schildkröte unterwegs. Weil sie so extrem anpassungsfähig ist.
Die Schildkröte hat erst im Laufe der Zeit ihren Schild, also ihren Panzer entwickelt. Dafür hat sie nach aktueller Forschung wahrscheinlich 50 Millionen Jahre gebraucht. Weil die Schildkröte ein sehr langsames Kriechtier ist, ging die Forschung bisher davon aus, dass der Panzer eine Schutzfunktion erfüllt. Zum Beispiel vor angreifenden Raubvögeln. Heute ist dies tatsächlich die Hauptaufgabe des Panzers. Entwickelt hat er sich allerdings aus einem anderen Grund. Und der hat mit Graben und Buddeln im Sand zu tun.
Die Vorfahren der Schildkröten hatten Rippen
Evolutionsbiologen aus Südafrika, der Schweiz und den USA haben sich neu entdeckte Schildkrötenfossilien genauer angesehen. Vielleicht die ältesten, die je gefunden wurden. Sie sind 260 Millionen Jahre alt und stammen aus Südafrika. Und diese Überreste zeigen, dass die Schildkröten-Vorfahren verbreiterte Rippen, aber keinen Panzer entwickelt haben.
Aus diesen Knochen ist im Grunde der Panzer erst zusammengewachsen. Heute haben Schildkröten keine Rippen und keine Wirbelsäule mehr.
Die Vorteile von stärkeren Rippen beim Graben
Für den ganzen Bewegungsapparat und die Atmung sind dickere Rippen nicht sinnvoll. Ein dickeres Gerüst, ob Panzer oder dickerer Rippen, lähmt die Beweglichkeit: Das Tier macht kleinere, langsamere Schritte und auch die Atmung ist erschwert. Aber die Evolutionsbiologen sehen in der Entwicklung einen entscheidenden Vorteil: Die Schildkröte konnte sich damit besser ausbalancieren. Sie hatte mit dem schwereren Gerüst einen besseren Stand zum Graben im Sand. Das hat sie mit den Vordergliedmaßen gemacht.
Warum die Schildkröten gegraben haben
Die Vermutung ist, dass sich die Schildkröte zum Schutz Höhlen gegraben hat. Die Fossilien zeigen nämlich: Statt ledriger Hände oder Flossen hatte die Schildkröte vor 260 Millionen Jahren noch schaufelartige Hände mit langen Krallen. Genau wie bei heutigen Tieren, dem Maulwurf zum Beispiel. Und wie der Maulwurf haben auch die ersten Schildkröten nur an Land gelebt und dort Höhlen gebuddelt.
Heute sehen wir ja auch noch: Meeresschildkröten verbuddeln ihre Eier im Sand. Dieses Buddeln soll die Schildkröten übrigens auch erst ins Wasser gebracht haben - die Schaufelbewegung ließ sich im Wasser gut zum Schwimmen gebrauchen. Und weil sie sich an verschiedene Lebensräume angepasst hat, konnte die Schildkröte wahrscheinlich auch so lange überlebt haben - inzwischen 260 Millionen Jahre.
Zum Vergleich: Die ersten Fossilien von Vorfahren der Menschen sind nur 2,5 Millionen Jahre alt.