Wenn der Newsfeed scheinbar voll ist mit schlechten Nachrichten, kann einem das alles schnell zu viel werden. Damit unser Nachrichtenkonsum nicht unseren Blick auf die Welt verzerrt, hilft es schon, kleine Steps zu beachten.
Kriege, Konflikte und Krisen sind in den Nachrichten weiterhin sehr präsent – obendrauf kommt jetzt noch der Wahlkampf vor der vorgezogenen Bundestagswahl. Die Menge an negativen Nachrichten kann sich überwältigend anfühlen.
Schlechte Nachrichten ziehen uns an
Besonders auch deshalb, weil wir evolutionär gesehen dazu neigen, auf schlechte Nachrichten stärker zu reagieren. Negative Informationen verarbeitet unser Gehirn schneller und sie bleiben auch länger im Kopf. Dieser Mechanismus soll uns eigentlich schützen. Denn: Wenn wir über eine schlechte Nachricht informiert sind, können wir vor einer möglichen Gefahr gewarnt werden – das verschafft uns einen Überlebensvorteil.
Unser Gehirn hat sich in der Hinsicht vereinfacht gesagt seit der Steinzeit nicht wirklich viel weiterentwickelt. Was vor tausenden Jahren die Info war, welche Frucht giftig ist, sind heute die schlechten Nachrichten in unserem Feed: Diese Inhalte prägen wir uns besonders gut ein, weil wir vorbereitet sein wollen auf eine mögliche Bedrohung.
Vom Negativity Bias zum Dauerstress
Das kann allerdings dazu führen, dass uns der Zustand der Welt schlimmer erscheint, als er tatsächlich ist. Fachleute sprechen hier vom sogenannten Negativity Bias.
Wenn wir eine belastende Nachricht nach der nächsten konsumieren, finden wir uns schnell in einer Spirale aus Negativität und Bedrohungen wieder. Dann sind wir im Dauerstress. Und der kann sich auf unsere mentale und körperliche Gesundheit auswirken. Dann sind wir unkonzentriert, reizbar, angespannt oder auch niedergeschlagen, sagt Psychiater und Stressforscher Mazda Adli. In der Folge könne es uns schwerfallen, abzuschalten oder nachts gut zu schlafen.
Das Problem: Diesen alten Mechanismus unseres Gehirns – Negatives schneller zu verarbeiten – können wir nicht ablegen, erklärt Neurowissenschaftlerin Marne Urner. Aber: Wir können unsere Gewohnheiten verändern.
Auszeit für den Kopf
Ein Ansatz sind zum Beispiel nachrichtenfreie Zeiten. Das bedeutet: Push-Benachrichtigungen von Nachrichten-Apps ausschalten und zu festen Uhrzeiten die News checken. Wenn das Zeitfenster zum Beispiel 15 Minuten am Abend sind, kann es helfen, von ausgewählten Quellen einen Nachrichtenüberblick auszuwählen, statt sich alle verpassten Schlagzeilen auf einmal durchzulesen.
Der Vorteil: Durch feste Nachrichtenzeiten können wir informiert bleiben und gleichzeitig den Dauerstress-Modus vermeiden."Es ist wichtig, den Kopf und die Sinne auch freizuhalten, damit wir im Kopf und mental auch noch klar entscheiden können. Dafür sind nachrichtenfreie Zeiten wichtig", erklärt Stressforscher Mazda Adli.
"Wenn wir uns nachrichtenfreie Zeiten verordnen, heißt das überhaupt nicht, dass wir uns nicht interessieren – im Gegenteil!"
Wenn wir unseren Kopf also auch mal eine Auszeit gönnen von der Negativität, können wir Informationen besser verarbeiten und differenzierter betrachten. Neben den digitalen Detox-Zeiten können auch Spaziergänge für mehr Klarheit sorgen oder generell Aktivitäten, die uns Freude bereiten.
Hier findest du Hilfe!
Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.