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Schnecken scheinen klein und unscheinbar. In Europa gibt es mittlerweile zwei Schneckenarten, die Parasiten helfen, sich weiterzuentwickeln. In der Regel befallen diese Parasiten aus dem Schneckenhaus nur Tiere. In seltenen Fällen können aber auch Menschen an einer Infektion mit dem Großen Leberegel erkranken.

Wenn wir an gefährliche Tierarten denken, fallen wohl den wenigsten Schnecken ein. Denn: Von den Schneckenarten, die in Europa zu Hause sind, geht für den Menschen keine Gefahr aus.

In den Reisfeldern Spaniens, im katalonischen Ebro-Delta sind in den vergangenen Jahren aber zwei Schnecken aufgetaucht, die Krankheiten bei Menschen begünstigen. Es geht um die etwa ein Zentimeter großen Süßwasserschnecken mit den wissenschaftlichen Namen Austropeplea viridis und Galba cubensis. Beide zählen zur Familie der Schlammschnecken.

Ein neues zu Hause auf spanischen Reisfeldern

Austropeplea viridis kommt eigentlich in China, der Mongolei und Südostasien vor. Die Schnecke Galba cubensis ist für gewöhnlich in der Karibik und im Süden der USA zu Hause. Ihre Gemeinsamkeit ist der sogenannte "Große Leberegel". Ein Parasit, den beide Schnecken in sich tragen und der Menschen gefährlich werden kann.

Der rund drei Zentimeter große Wurm siedelt sich üblicherweise in der Leber und den Gallengängen von Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen an. In seltenen Fällen nistet er sich aber auch im Lebergewebe von Menschen ein. Dafür braucht der Wurm einen Zwischenwirt, in dem er vorher heranwachsen kann. Und zu diesen Zwischenwirten gehören die beiden Schneckenarten Austropeplea viridis und Galba cubensis.

Vom Salat in die Leber

Verlassen die Larven des Parasiten einmal die Schnecke, können sie sich zum Beispiel auf Feldern an Brunnenkresse oder Salaten anheften. Essen wir das befallene Gemüse, können die Jungwürmer über die Darmwand in das Blut kommen und von dort aus in die Leber. Dort ernähren sie sich dann vom Lebergewebe.

Später können sich die erwachsenen Würmer in den Gallengängen einnisten. "In der Leber können die Würmer Schädigungen des Lebergewebes verursachen. Das Ganze geht mit schweren Schmerzen im rechten Oberbauch und mit Fieber einher", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig.

Großer Leberegel als Krankheitserreger

Die Würmer können auch die Krankheit Fasziolose verursachen, ein Verschluss der Gallengänge. Bei Betroffenen zeigt sich die Krankheit durch Symptome wie Koliken oder auch Gelbsucht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 2,5 Millionen Menschen weltweit jedes Jahr an Fasziolose erkranken. Oft betreffe die Krankheit Kinder, die in armen Verhältnissen auf dem Land leben würden. In Bolivien, Ecuador, Ägypten, Iran, Peru und Vietnam gibt es laut WHO die höchsten Infektionsraten.

Durch Anthelminthika, spezielle Medikamente zur Entwurmung, werden die Leberegel im Körper schnell wieder abgetötet, wenn der Parasit in der Leber diagnostiziert wird.

"Wenn bei einem Patienten Leberegel diagnostiziert werden, stehen dem Arzt mehrere sogenannte Anthelminthika zur Verfügung. Das sind 'Entwurmungsmittel' mit Wirkstoffen, die sehr schnell und zuverlässig alle Leberegel im Körper abtöten."
Mario Ludwig, Biologe

Forschende vom Senckenberg-Institut, die 2018 an dem Nachweis der beiden Schneckenarten auf den spanischen Reisfeldern mitgearbeitet haben, gehen zwar davon aus, dass sich die Schnecken weiter in Europa ausbreiten werden. Bis sie in Deutschland ankommen, wird laut den Forschenden noch einiges an Zeit vergehen. Der Klimawandel könnte ihre Ausbreitung aber begünstigen, wenn das Klima zum Beispiel in Süddeutschland wärmer werde.

Auch heute ist eine Infektion durch den Großen Leberwurm in Deutschland theoretisch schon möglich, zum Beispiel, wenn wir einen befallenen Salat essen sollten. In der Praxis hält der Biologe eine Infektion aber für unwahrscheinlich. "Da müssten schon viele Gegebenheiten zusammenkommen", sagt er.


Unser Aufmacherbild zeigt Reisfelder im Ebro-Delta und auch das Schneckenhaus der Austropeplea viridis.

Shownotes
Parasiten
Schnecken können gefährlich werden
vom 20. Oktober 2021
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe