Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat grünes Licht für die ersten Selbsttests gegeben. In Zukunft werden wir uns also selbst testen können. Was wir über die Tests wissen sollten.
Während die kostenlosen Schnelltests nicht wie versprochen am 1. März zur Verfügung stehen werden, sind in Deutschland drei verschiedene Schnelltests zugelassen (Stand: 24.02.).
Die zugelassenen Schnelltests
Unter anderem sind schon der "Rapid COVID-19 Self-Test", die "Rapid Sars-CoV-2 Antigen Test Card" und der "Covid-19 Antigen Schnelltest" durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen. Andere sollen im Laufe der Zeit folgen. Dabei handelt es sich um Schnelltests, die ohne medizinisches Personal durchgeführt werden dürfen und deshalb eine ausführlichere Bedienungsanleitung haben.
Die Drogeriemarktkette Dm rechnet frühestens ab dem 9. März damit, den Schnelltest "Rapid Sars-CoV-2 Antigen Test Card" des Herstellers Boson in seinen Läden anzubieten. Gerade würde das noch davon abhängen, ob der Hersteller die Lieferzusage einhalten könne, so die Drogeriemarktkette.
Andere Supermarktketten konnten bislang noch kein genaues Datum nennen.
"Diese Selbsttests für zu Hause können ein wichtiger Baustein sein, um die Pandemie weiter einzudämmen – es kommt aber auch auf Eigenverantwortung an."
Mit den Tests kommt auch jeder und jedem Einzelnen von uns eine größere Eigenverantwortung zu, denn wer sich selbst positiv testet, muss sich zwar nicht melden, das Gesundheitsministerium rät aber dazu, das Ergebnis in Eigenverantwortung an die Behörden weiterzugeben.
Einfache Handhabung
Die drei Antigen-Tests werden vermutlich alle nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren:
- Teststäbchen aus der Plastikverpackung nehmen
- Teststäbchen in jeder Nasenhöhle in nur zwei bis drei Zentimeter Tiefe fünf Mal kreisen lassen
- Teststäbchen in die Vertiefung der Testkarte stecken
- Ein paar Tropfen Verdünnungsmittel in die Vertiefung geben
- Teststäbchen in der Flüssigkeit zwei Mal hin- und herdrehen
- Testkarte schließen und 15 Minuten warten (bzw. so lange, wie in der Packungsbeilage angegeben)
- Testergebnis wird wie bei einem Schwangerschaftstests mit zwei Strichen angegeben
Bitte immer die Hinweise auf der Packungsbeilage/Anleitung beachten.
Der Test sollte zudem bei Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad durchgeführt werden.
Wie viel die Tests bei uns in Deutschland kosten werden, steht laut Bundesgesundheitsministerium noch nicht fest. Die Preise sollen allerdings "niedrigschwellig" sein, zudem überlegen die Bundesländer, einen Teil davon zu übernehmen.
Wie zuverlässig sind die Tests?
Die Tests können ziemlich zuverlässig anzeigen, wenn wir nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Allerdings ist das immer nur eine Momentaufnahme. Wer zum Beispiel die Oma besuchen und die Sicherheit erhöhen möchte, kann sich vorher selbst testen. Wenn der Test negativ anzeigt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man an diesem Tag nicht ansteckend ist. Am nächsten Tag kann das aber schon wieder anders sein.
Zeigt der Selbsttest "positiv" an, ist es etwas komplizierter. Auf dieser Grafik des Robert-Koch-Instituts sind verschiedene Szenarien aufgeführt, die zeigen, wie wahrscheinlich der Test ein richtiges oder falsches Ergebnis liefert.
Vereinfacht ausgedrückt sagt die Grafik aus: Je niedriger der deutschlandweite Inzidenzwert, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass das positive Ergebnis des Selbsttests falsch ist. Andersherum steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit einem positiven Testergebnis tatsächlich infiziert ist, umso mehr Infektionen es insgesamt in Deutschland gibt.
Das hängt unter anderem mit der zulässigen Fehlerquote der Selbsttests zusammen. Ist ein Selbsttest in Deutschland zugelassen, dürfen drei Prozent der Ergebnisse falsch-positiv sein.
Falsch-positive Ergebnisse
Ein Beispiel: Bei einer Fehlerquote von drei Prozent hätten von 10.000 getesteten Menschen (Nicht-Infizierte und Infizierte) etwa 300 ein falsch-positives Ergebnis. Ist der Inzidenzwert insgesamt niedrig und unter den 10.000 Getesteten sind beispielsweise nur fünf Menschen tatsächlich infiziert, beträgt das Verhältnis von "Tatsächlich infiziert" zu "Test hat fälschlicherweise positiv angezeigt" 5 zu 300. Also: Die meisten Positiv-Ergebnisse sind falsch.
Ist die Sieben-Tage-Inzidenz hingegen hoch und unter den 10.000 Getesteten sind 1000 Menschen tatsächlich infiziert, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass das positive Ergebnis richtig ist. Dann stehen 800 richtig-positive (der Test findet manche der 1000 Infizierten nicht) der Fehlerquote von 300 falsch-positiven gegenüber.
Was etwas verwirrend klingen mag, basiert auf der Tatsache, dass bei 10.000 Menschen der Schnelltest immer ähnlich häufig falsch-positive Ergebnisse liefert – und das ziemlich unabhängig davon, wie viele der 10.000 tatsächlich infiziert sind.
Wann sollte ich mich selbst testen?
Das ist erst mal jeder und jedem selbst überlassen. Generell spricht nichts gegen einen Selbsttest. Zwei Dinge ließen sich einwenden:
- Ein Selbsttest mit dem Ergebnis "negativ" könnte uns in Sicherheit wiegen, dass wir nicht infiziert sind, obwohl wir es doch sind. Zum Beispiel die Oma im Pflegeheim zu besuchen und auf Abstand und Maske zu verzichten, weil der Selbsttest "negativ" angezeigt hat, wäre fahrlässig.
- Ein Selbsttest mit dem Ergebnis "positiv" heißt nicht unbedingt, dass wir mit Corona infiziert sind. Da die Empfehlung lautet, sich nach einem positiven Ergebnis eines Selbsttests in Quarantäne zu begeben und einen PCR-Test zu machen, sollte jeder wissen, worauf er sich einlässt und sich klarmachen, welche Konsequenzen ein Selbsttest haben kann.
Was tun beim Testergebnis "positiv"?
Die Empfehlung lautet: Zeigt der Selbst-Test "positiv" an, soll man sich sofort in Quarantäne begeben und einen Termin für einen PCR-Test in einer Arztpraxis oder einem Test-Zentrum vereinbaren. Dadurch wird sichergestellt, ob wirklich eine Infektion vorliegt oder der Selbst-Test daneben gelegen hat.
So gesehen ist der Selbsttest ziemlich sicher: Ein "Negativ" stimmt wahrscheinlich. Ein "Positiv" wird durch einen PCR-Test abgesichert.
Selbsttests zeigen eher positiv an, wenn die Viruslast in der Mund-/Rachenregion hoch ist, wenn diese Menschen also schon eher stark ansteckend sind.
Machen all diese Einwände einen Test überflüssig oder sogar gefährlich? Vermutlich nicht. Denn die Alternative lautet in den meisten Fällen, dass sich die Person gar nicht getestet hätte. Der Erkenntnisgewinn wäre also derselbe. Weil das Ergebnis aber auch falsch sein kann: Unbedingt auch bei einem negativen Test-Ergebnis die Abstands- und andere Präventionsregeln einhalten.
Und wer nach dem Test die Gelegenheit hatte, sich zu infizieren oder sich nach zwei Tagen einfach so noch mal überprüfen möchte: Auf Wunsch einen neuen Test machen.
(Artikel aktualisiert am 02.03.2021)