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Schokolade soll uns glücklich machen. Stimmt das tatsächlich? Und wenn ja: Warum? Ein Teil der Moleküle, die dafür verantwortlich sind, dass wir Glück empfinden und dass Nahrungsmittel unsere Stimmung beeinflussen, gibt es schon seit Milliarden Jahren.

Schokolade wird ja so allerlei nachgesagt - sogar heilende Wirkungen. Tatsächlich beobachten Forscher, dass sie uns zumindest kurzfristig glücklicher machen kann. Liegt das an den Inhaltsstoffen? In der Schokolade finden sich ja viele, die uns beeinflussen können - Koffein etwa, sogar Cannabinoide, aber auch die sogenannten Glückshormone Serotonin und Dopamin.

"Dopamin ist für die Vorfreude, für dieses aktive Glück zuständig, Serotonin für die Zufriedenheit, das Gelassensein."
Petra Schling, Biochemikerin

Schokolade hebt die Stimmung

Viele dieser Stoffe sind allerdings in so geringer Menge enthalten, dass wir nichts davon spüren. Um etwa die Wirkung eines Joints zu erreichen, müsste man - rein rechnerisch - etwa 20 bis 30 Kilo Schokolade innerhalb einer halben Stunde essen, um eventuell einen Effekt zu erzielen, so die Biochemikerin Petra Schling. Und andere, wie Serotonin und Dopamin, können wir zwar mit dem Essen aufnehmen, aber vom Magen gelangen sie gar nicht ins Gehirn, weil sie nicht durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke kommen. Trotzdem hat Schokolade aber eine stimmungsaufhellende Wirkung.

"Warum macht Schokolade glücklich? Weil sie aus Fett und Zucker besteht."
Petra Schling, Biochemikerin

Und zwar aus einem ganz einfachen Grund, erklärt Schling: Weil sie fettig und süß ist. Ganz stark verkürzt: Viel Fett und Zucker aktivieren unser dopamingesteuertes Belohnungssystem. Der Zucker sorgt außerdem dafür, dass unser Insulinspiegel steigt. Das wiederum hilft der Aminosäure Tryptophan, die in vielen proteinhaltigen Lebensmitteln enthalten ist, ins Gehirn zu kommen. Dort wird sie dann zu Serotonin umgewandelt. Besser als viel Schokolade in sich reinzufuttern ist also, Proteine zu sich zu nehmen und dann ein bisschen Fett und Zucker hinterherzuschicken - zum Beispiel in Form leckerer Schokolade.

"Wenn sie Tryptophan im Blut haben - das heißt, sie müssen schon ab und zu mal Proteine essen, ganz klar - dann helfen Sie diesem Tryptophan ins Gehirn zu kommen, wenn sie was Süßes essen ."
Petra Schling

Viele Millionen Jahre alt

Das komplexe System dieser hormonellen Glücklichmacher ist schon Milliarden Jahre alt. Es kann allerdings auch aus den Fugen geraten. Petra Schling erklärt in ihrem Vortrag nicht nur, wie Nahrungsaufnahme und Glück zusammenhängen und was dabei in unserem Körper und unserem Gehirn passiert. Sie zeigt auch, welche massiven Folgen eine Störung dieses Gleichgewichts haben können, etwa bei Krankheiten wie Adipositas oder Magersucht, und wie man das Wissen über den Zusammenhang von Nahrung und Glückshormonen möglicherweise bei Therapien einsetzen könnte.

"Wenn man gesund ist, hat man einen ständigen Wechsel zwischen dieser Dopamin-Schleife und dem Serotonin."
Petra Schling, Biochemikerin

Petra Schling ist Biochemikerin, arbeitet als Dozentin am Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg - und ist erklärtermaßen absolute Schokoladenliebhaberin. Ihren Vortrag "Molekulare Grundlagen des Glücks. Macht Schokolade wirklich glücklich?" hat sie am 14. Juli 2016, im Rahmen der Interdisziplinären Vortragsreihe Heidelberg gehalten.

Petra Schling über die biochemischen Grundlagen des Zusammenhangs von Nahrung und Glück (Vortrags-Ausschnitt)
"Diese Moleküle sind schon uralt. Die gibt es nicht erst seit wir Menschen Freude empfinden können, sondern die haben sich für etwas ganz anderes entwickelt."

Mehr zum Thema Glück:

Shownotes
Psychologie & Ernährung
Die Chemie des Glücks
vom 27. August 2016
Moderatorin: 
Katrin Ohlendorf
Vortragende: 
Petra Schling, Universität Heidelberg