Gerade als Schülerin oder Student ist das Einkommen in der Regel nicht sehr hoch. Müssen trotzdem Schulden beglichen werden, kann das zu viel werden. Eine Schuldnerberaterin sagt: Oft lässt sich mit den Gläubigern verhandeln.

Jede fünfte Person in Deutschland zwischen 14 und 29 Jahren hat Schulden. Das geht aus der neuen Trendstudie "Jugend in Deutschland" hervor, die jetzt veröffentlicht wurde.

Bei manchen dieser verschuldeten Person ist die Schuldenlast schon so hoch, dass sie sie aus eigener Kraft nicht mehr begleichen können. Sie suchen dann Hilfe zum Beispiel bei Lena Stumpp, Jugendschuldnerberaterin beim Diakonischen Beratungszentrum Esslingen.

Bei einer Schuldnerberatung werden zuerst die wichtigsten Fragen geklärt:

  • Wie hoch sind die Schulden? Wie lange bestehen sie schon?
  • Ist es ein Gläubiger oder sind es mehrere? Ist schon ein Inkasso-Unternehmen aktiv geworden?
  • Über wie viel Geld verfügt die verschuldete Person?

Lena Stumpp sagt: Oft könne man mit den Gläubigern und auch Inkasso-Unternehmen verhandeln, eine Ratenzahlung vereinbaren oder sogar den Schulden-Betrag reduzieren. Gerade Schüler hätten oft nur einen geringen regelmäßigen Geldeingang, sodass das schnelle Begleichen der Schulden schwierig ist.

"Will ich Klamotten zwei Jahre lang abbezahlen, die ich dann womöglich schon gar nicht mehr trage?"
Lena Stumpp, Jugendschuldnerberaterin beim Diakonischen Beratungszentrum Esslingen

Die Autorinnen und Autoren der Trendstudie beobachten einen Trend zu Schulden, die auf vereinbarten Ratenzahlungen nach Online-Käufen basieren. Viele Online-Shops beziehungsweise deren Zahlungsdienstleister bieten den Verbrauchern an, das eingekaufte Produkt nicht direkt komplett, sondern über einen längeren Zeitraum in Raten zu bezahlen.

Schuldnerberaterin Lena Stumpp hält die Ratenzahlung nicht per se für gefährlich oder negativ, rät aber dazu, genau zu überlegen, wofür sie eingesetzt wird: "Wenn ich wenig Geld habe, aber dringend eine neue Waschmaschine brauche, bleibt mir vielleicht nichts anders übrig als die Ratenzahlung." Bei zum Beispiel Mode wäre sie schon kritischer. Will ich wirklich die Klamotten über zwei Jahre abbezahlen, fragt sie, wenn ich die nach einem Jahr womöglich schon gar nicht mehr trage?

Mangelnde Finanzexpertise ein Problem

Gregor Mägerle, Leiter der Schuldenprävention der Stadt Zürich, sagt gegenüber dem Elternratgeber jugendbudget.ch: In manchen Fällen kann auch die Persönlichkeit zu einer zu starken Verschuldung führen. "Jugendliche und junge Erwachsene mit einem geringen Selbstvertrauen sind oft anfälliger auf Konsumtrends und haben mehr Schwierigkeiten, sich Grenzen zu setzen."

Auch eine mangelnde Finanzexpertise könne das Problem verstärken: "Wer nie gelernt hat, wie man ein realistisches Budget aufstellt, hat ein erhöhtes Verschuldungsrisiko."

Shownotes
Schuldnerberatung
Schüler und bereits verschuldet – was tun?
vom 22. November 2022
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Lena Stumpp, Jugendschuldnerberaterin beim Diakonischen Beratungszentrum Esslingen