Wer eine neue Wohnung mieten oder einen Kredit beantragen will, kommt kaum drum herum: einen Nachweis über die eigene Zahlungsfähigkeit. Doch ein solcher Bonitätsnachweis ist meist aufwendig und teuer. Start-ups wie Bonify wollen nun Abhilfe schaffen. Eine Alternative zu Schufa und Co. sind sie aber nicht.

In Deutschland gibt es vor allem vier große Auskunfteien, die Daten über das Zahlungsverhalten von Verbrauchern sammeln: die Schufa, Crif Bürgel, Boniversum und Infoscore. Diese Unternehmen errechnen aufgrund ihrer jeweiligen Formel, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kunde seine Rechnung zahlen wird oder nicht. Oft brauchen wir diesen Score, um uns um Mietwohnungen zu bewerben oder einen Kredit beantragen zu können.

Start-ups erleichtern Abfrage

Kritik an den Auskunfteien gibt es nicht nur aus Datenschutzgründen, sondern auch weil entsprechende Nachweise meist lange dauern und Geld kosten. Neue Start-ups wie "Bonify" oder "it’s my data" wollen das nun erleichtern.

Katja Scherer von Deutschlandfunk Nova hat die Angebote unter die Lupe genommen. Und tatsächlich: Innerhalb weniger Minuten kam sie an ihre Daten. Eine Alternative sind die Start-ups aber nicht, sondern lediglich eine Ergänzung, sagt sie. Denn: Die Start-ups erheben selbst keine Daten.

Bonitätsscore kostenlos erfahren

Bonify zum Beispiel arbeitet mit der Auskunftei Boniversum zusammen und kann dort die Daten in Echtzeit abfragen. Um den eigenen aktuellen Bonitäts-Score zu erfahren, müssen Nutzer sich mit ihrem Personalausweis oder ihren Kontodaten bei Bonify registrieren. Der Vorteil: Es ist kostenlos und geht im Vergleich zu einer direkten Abfrage bei Boniversum deutlich schneller. Die Auskünfte werden dort nämlich immer erst mit der Post verschickt.

"Die großen Auskunfteien verdienen ihr Geld mit den Unternehmen. Ob die Verbraucher ihren Bonitätswert kennen, ist für sie zweitrangig."
Katja Scherer, Deutschlandfunk Nova

Der Grund, warum Boniversum nicht einfach selbst eine solche App anbietet, ist, dass das Unternehmen ein anderes Geschäftsmodell verfolgt, erklärt Katja Scherer. Das Hauptinteresse der Auskunfteien liegt darin, genug relevante Daten über Verbraucher zu sammeln, um einem Unternehmen sagen zu können, ob ein Kunde zuverlässig zahlen wird oder nicht. Ob ein Verbraucher seinen eigenen Wert kennt, ist für sie zweitrangig.

Daten aller vier Auskunfteien abfragen

Bonify kann nur den Score abfragen, den das Unternehmen Boniversum von einer Person errechnet hat. Bei it’s my data können Nutzer ihren Bonitätswert von allen vier großen Auskunfteien abfragen, erklärt Katja Scherer. Der kleine Haken: Hier kostet die Abfrage 6,90 Euro. Das ist aber immer noch deutlich weniger, als wenn ein Nutzer den direkten Nachweis bei den einzelnen Auskunfteien erfragen würde, erklärt Katja Scherer.

Errechnung des Bonitäts-Scores weiter unklar

Die Start-ups erleichtern zwar die Abfrage des Bonitäts-Scores, wie die Score von den jeweiligen Unternehmen berechnet werden, bleibt aber weiterhin ein Geheimnis. Die genaue Formel ist nicht bekannt, offenbar fließen aber Alter, vergangenes Zahlungsverhalten und Faktoren wie bestehende Kredite mit ein.

Jährlich Auskunft und Korrektur beantragen

Wer Geduld mitbringt und Zeit hat, kann übrigens seine Daten zu Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit bei den Auskunfteien auch direkt kostenlos abfragen und auch korrigieren lassen. Die Verbraucherzentrale bietet hierfür einen Musterbrief und eine Anleitung an. Sie empfiehlt, das mindestens einmal im Jahr zu tun.

Shownotes
Alternativen zu Schufa und Co.
Schneller und günstiger an einen Bonitäts-Nachweis kommen
vom 27. Februar 2020
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Katja Scherer, Deutschlandfunk Nova