Kurz durchgezählt: vor allem in der Grundschule überwiegt der Frauenanteil im Lehrerkollegium. Halb so wild, sagt jetzt eine Studie. Denn ob Jungs Bock auf Schule haben oder nicht, hänge nicht vom Geschlecht der Lehrenden ab.
Für die Studie hat der Bildungsforscher Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) weltweit Untersuchungen zum Thema studiert und zusammengefasst. Ausgangspunkt für seine Überlegungen ist die Tatsache, dass Jungen im Schnitt schlechtere Schulnoten haben als Mädchen. Wodurch der Lernerfolg generell beeinflusst wird, dazu gibt es verschiedene Thesen. In Bezug auf Gender lautet eine weit verbreitete Theorie, dass das eigene Geschlecht stärker gefördert wird: Lehrerinnen bevorzugen Mädchen und Lehrer bevorzugen Jungs. Demnach müssten Schüler, die von einem Lehrer unterrichtet werden, eine erfolgreichere Bildungskarriere hinlegen.
Seit 1914 hat sich wenig getan
Diese Theorie will Marcel Helbig nach Auswertung der Datenlage genauso widerlegen wie die Annahme, dass ein "weibliches Klima", in dem beispielsweise braves Stillsitzen gefördert werde, die männliche Schülerschaft benachteilige. Ein Indiz, führt der Wissenschaftler an, sei, dass sich trotz sinkender Männerquote an der Grundschule am Notenabstand von Jungen und Mädchen seit 1914 nicht viel getan habe. Eher noch habe sich das Schulklima zum Vorteil der Jungen entwickelt: hin zu mehr Diskussion, Einbindung und weg vom Frontalunterricht.
Etwas, das sich verändert hat, ist aber die Einstellung zu Bildung generell. Bildung werde mehr Bedeutung zugewiesen, sagt Marcel Helbig, ein Anspruch, der auch an die Jungs herangetragen werde. Wie genau nun der "Noten-Graben" zwischen Jungen und Mädchen zustande kommt, dazu müsse noch geforscht werden. Eine Vermutung des Berliner Bildungsforschers lautet aber: Ein Streber zu sein gelte unter Jungs als absolut uncool, während es unter Mädchen noch eher akzeptiert werde.