Wann bekommt man am besten Kinder? DRadio-Wissen-Autorin Nora Hespers hat in Berlin Menschen auf der Straße mit dieser Frage konfrontiert - und ganz unterschiedliche Antworten bekommen. Und weil wir gerne wissen wollten, was eine Reproduktionsmedizinerin dazu sagt, besprechen wir mit Katrin Van der Ven von der Uniklinik Bonn über die harten, biologischen Fakten.
Wenn man den richtigen Partner gefunden hat. Nach dem Studium. Wenn man richtig Geld verdient. Mit 27. Mit 30. Mit 35. Mit 40. Mit 45. Mit der Frage nach den richtigen Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen, ist es so eine Sache. Männer sind da meist entspannter als Frauen. Können sie auch sein.
"Ich war froh, dass ich mit 30 Kinder bekommen habe. Und nicht mit erst mit 50."
Katrin Van der Ven ist Gynäkologin und behandelt Frauen und Paare, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben. Sie sagt, dass bei den meisten Frauen das Eizellreservoir im Alter zwischen 45 und 50 aufgebraucht ist. Dann ist eine Schwangerschaft nicht mehr möglich. Sie sagt aber auch, dass dieser Zeitpunkt unterschiedlich ist. "Es gibt keine feste Schallmauer. Die liegt bei jeder Frau in einem anderen Alter. Das liegt daran, dass jede Frau, mit einer unterschiedlichen Reserve an Eizellen geboren wird." Grundsätzlich sinkt die Fruchtbarkeit aber bei Frauen ab 35.
"Ich glaube, wenn man sich danach fühlt und danach sehnt ein Kind zu haben, ist es nie zu spät."
"Ich glaube, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Man muss sich selber reif dazu fühlen."
Der richtige Zeitpunkt
Soziologisch und psychologisch gesehen mag das stimmen. Aus biologischer und medizinischer Sicht kann man die fruchtbarsten Jahre bei Frauen leicht bestimmen: Sie liegen in dem Jahrzehnt zwischen 20 und 30. "Das ist das Alter, in dem Frauen heutzutage gar nicht ans Kinderkriegen denken", sagt Karin Van der Ven.
"Nach dem Studium, wenn man die richtige Partnerin gefunden hat."
Denn bis alle Parameter zur Familiengründung stimmen, kann es manchmal dauern. Zuerst das Studium beenden, dann einen guten Job finden. Manchmal fehlt dann noch der geeignete Partner. Und ruckzuck sind Frauen im "kritischen Alter".
Sollte es auf natürlichem Weg nicht klappen, gibt es unterschiedliche Wege, schwanger zu werden:
- Wenn ein natürlicher Zyklus vorliegt, können Ärzte mithilfe von Ultraschall und Östrogenwertmessung im Blut den Zeitpunkt des Eisprungs genau bestimmen. "Das kann den Patienten helfen, den fruchtbaren Zeitpunkt sehr genau zu bestimmen."
- Insemination: Das Sperma wird während der fruchtbaren Tage der Frau in die Gebärmutter eingeführt.
- Bei der Reagenzglasbefruchtung (In-vitro-Fertilisation) wird die Eizelle im Reagenzglas befruchtet und dann in die Gebärmutter eingepflanzt. Das ist das aufwändigste und teuerste Verfahren zur künstlichen Befruchtung.
Die Grenzen des Machbaren
Die Chancen schwanger zu werden, nehmen bei Frauen über 40 deutlich ab, sagt Karin Van der Ven. "Bei Frauen über 43, 44 liegt die Schwangerschaftsrate unter 5 Prozent mit dem aufwendigsten Verfahren also der In-vitro-Fertilisation." Hinzu kommt, dass die Hälfte der Patientinnen noch eine Fehlgeburt hat.
"Wenn es passiert, passiert's. Und wenn nicht, nicht."