Frauen haben häufiger Fehlgeburten, wenn sie eine oder mehrere Computertomografien haben durchführen lassen. Und die Neugeborenen leiden häufiger unter Missbildungen. Das haben kanadische Forschende festgestellt. Ein Blick auf die Details und die Kritik.

Jede Computertomographie – kurz CT – bei einer Frau im gebärfähigen Alter erhöht das Risiko für Fehlgeburten, Totgeburten, Eileiterschwangerschaften und für angeborene Fehlbildungen beim Kind. Das gilt auch für CT-Untersuchungen, die vor einer Schwangerschaft durchgeführt worden sind: Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Mediziner*innen in einer neuen Untersuchung. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Annals of Internal Medicine veröffentlicht.

"Röntgenstrahlung kann das Erbgut schädigen, auch das Erbgut in Eizellen. Und die Strahlung kann auch zu Krebs führen."
Tobi Blum, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Die Forschenden haben über fünf Millionen Schwangerschaften aus 30 Jahren untersucht, erklärt Tobi Blum aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion. Dabei kamen sie zu folgenden Ergebnissen:

  • Wenn Frauen keine CT-Untersuchungen vor der Geburt hatten, dann waren 10 Prozent der Schwangerschaften nicht erfolgreich.
  • Wenn Frauen mehr als drei CTs hatten, waren es schon über 14 Prozent.
  • Ähnliche Zahlen ergeben sich beim Blick auf angeborene Fehlbildungen bei den Kindern.

Mit der Computertomografie können Mediziner*innen quasi in den Menschen schauen. "Das geht mit Röntgenstrahlung. Anders als bei klassischen Röntgenaufnahmen, sind das beim CT viele Röntgenbilder, die ein Computer hintereinander legt. So sehen die Ärzte nicht nur eine Ebene, sondern 3D", erklärt Tobi Blum.

Kritik aus Deutschland

Die Mediziner*innen können förmlich durch den Körper scrollen. "Das ist wichtig, wenn sie nach inneren Verletzungen oder nach Anzeichen für Krebs suchen", sagt Tobi Blum. In Deutschland werden jährlich rund zwölf Millionen CTs angefertigt. Die Anzahl steigt seit Jahren. Verglichen mit Kanada und den USA wird die Methode aber hierzulande seltener eingesetzt.

Die kanadische Studie sucht erstmals nach einem Zusammenhang zwischen CTs, Fehlgeburten und Entwicklungsfehlern bei Kindern. Unbeteiligte Forschende aus Deutschland kritisieren die Studie. "Sie sagen, da wurde nicht mit einbezogen, wie viel Strahlung tatsächlich bei den Eierstöcken ankommt, oder warum das CT gemacht wurde", berichtet Tobi Blum.

CT-Studie und reverse causality

Je nachdem könne der Grund für die Fehlgeburt auch der Anlass für die CT-Untersuchung sein und nicht das CT selbst. Allgemein sollten die Untersuchungsergebnisse nicht dazu führen, Computertomographie als Methode ganz allgemein zu verteufeln, sagt Tobi Blum.

"Es muss also noch geforscht werden, um zu verstehen, was genau da passiert und um Frauen mit Kinderwunsch besser schützen zu können."
Tobi Blum, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion
Shownotes
Medizin und Statistik
CT-Untersuchungen: Möglicher Zusammenhang mit Fehlgeburten
vom 09. September 2025
Moderation: 
Jenni Gärtner und Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Tobi Blum, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion