Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen. Manche Menschen bekommen ihn im hohen Alter, andere schon in ihren 20ern oder 30ern. Warum, darüber spricht der Molekularbiologe Mathias Heikenwälder in seinem Vortrag.
Umweltfaktoren haben einen großen Einfluss darauf, ob und welche Krebserkrankungen entstehen. Selbst, wenn wir genetisch ein erhöhtes Risiko haben – auch unser Lebensstil entscheidet, ob und wann der Krebs tatsächlich auftritt, sagt Mathias Heikenwälder.
Heikenwälder ist Molekularbiologe am Universitätsklinikum Tübingen und forscht daran, welchen Einfluss chronische Entzündungen im Körper auf die Entstehung von Krebs haben. In seinem Vortrag erklärt er, wann und ob unser Lebensstil zu Krebs führen kann.
"Eine Krebserkrankung ist nur die Spitze des Eisbergs, der Prozess beginnt schon Jahrzehnte früher."
Wenig Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht oder auch ungesunde Ernährung erhöhen das Krebsrisiko, erklärt der Molekularbiologe. Aber genauso können andere Faktoren, etwa die Exposition gegenüber Giftstoffen oder persistente Virus- oder Bakterieninfektionen chronische Entzündungen, Gewebeschäden oder Krebs auslösen.
Dabei ist die Krebserkrankung nur die Spitze des Eisbergs, sagt Mathias Heikenwälder: Der Prozess beginne schon Jahrzehnte früher. Ein krebsfördernder Lebensstil verkürze aber die Zeit, bis wir den Krebs an der Oberfläche sehen.
Darmkrebs bei jungen Menschen häufiger
Darmkrebs kommt heute in den USA und Europa immer häufiger bei unter 39-Jährigen vor. Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, warum das so ist. Aber industriell hergestellte Lebensmittel mit Zusatzstoffen, die Entzündungsprozesse fördern, könnten einen Einfluss haben, sagt der Molekularbiologe.
"Jeder von uns kann für sich selber dazu beitragen, dass die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Krebsentwicklung zu bekommen, reduziert ist."
Junge Darmkrebspatient*innen hätten ein verändertes Mikrobiom im Darm, so der Molekularbiologe: "Wir denken, dass da ein Zusammenhang zur Krebsentstehung besteht." Denn Fleischprodukte und eine ballaststoffarme Ernährung veränderten die Darmflora.
Ein gesunder Lebensstil kann Krebs vorbeugen. Dazu gehört zum Beispiel, nicht zu rauchen, sich gesund zu ernähren und sich regelmäßig zu bewegen. Das heißt, das persönliche Krebsrisiko lässt sich vermindern. Aber Krebs kann auch Ursachen haben, auf die wir keinen Einfluss haben. Deshalb können auch Menschen, die sehr gesund leben, an Krebs erkranken.
Der Vortrag des Molekularbiologen Mathias Heikenwälder heißt "Chronische Entzündung, fehlgeleiteter Metabolismus und Krebs: Wie Lifestyle unsere Genexpression und Ansprechen auf Therapien verändert". Er hat ihn am 21. Januar 2025 im Rahmen der Reihe Nature/Nurture: Das Zusammenspiel von Genen und Umwelt gehalten. Die Vortragsreihe ist Teil des Studium Generale der Universität Mainz.