Ein Muslim wird Schützenkönig. Fein, herzlichen Glückwunsch. Nur passt das dem konservativen Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften nicht: Schützen haben christlich zu sein. Schon vor zwei Jahren hatte der Verband arge Probleme mit einem schwulen Schützenkönig.
Für Mithat Gedik läuft's eigentlich ganz super. Der 33-jährige Muslim ist in Deutschland geboren, hat als Abiturfach katholische Religion belegt, er leitet ein großes Unternehmen. Er ist im westfälischen Werl-Sönnern in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und im Vorstand des Schützenvereins. Vor drei Wochen hat er den Vogel abgeschossen und ist zum Schützenkönig gekürt worden.
Bitte nur "christliche Menschen"
Alles gut, wäre da nicht die Schützenbruderschaft. Ein muslimischer Schützenkönig - das geht dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften zu weit. In ihrer Satzung steht, die Bruderschaft sei eine "Vereinigung von christlichen Menschen". Streng genommen hätte Mithat Gedik nicht einmal Mitglied werden dürfen - in dem Verein, in dem er heute im Vorstand sitzt. Der Bund fordert nun: Mithat soll entweder abdanken oder zum Christentum konvertieren.
"Eine völlig absurde Forderung. Das finden nicht nur die Mitglieder des Schützenvereins, die voll und ganz hinter ihrem Schützenkönig stehen, sondern auch die Einwohner der Gemeinde."
Es scheint eine große Diskrepanz zwischen der Realität der örtlichen Schützenvereine und ihrem Dachverband zu geben. Vor zwei Jahren gab es bereits ein ähnliches Skandälchen: In Münster wurde ein Schwuler Schützenkönig, was laut Bundesverband ein Ding der Unmöglichkeit war. Schließlich brauche ein König eine Königin an seiner und nicht seinen angetrauten Lebenspartner.
Von gestern, aber notwendig
Eine ziemlich gestrige Einstellung, findet Dirk Bachhausen, der Gründer des ersten deutschen schwul-lesbischen Schützenvereins in Deutschland. Sein Verein wird von anderen Bruderschaften herzlich aufgenommen, Mitglied im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften darf er allerdings nicht werden. Die kleinen Ortsvereine sind angewiesen auf die konservativen Dachverbände: Die sind verantwortlich für den Schießsport, für Schulungen, Versicherungen, Haftungen und und und.