Durch Online-Dating die große Liebe treffen oder einfach nur das Ego aufpolieren: Likes und Matches können beides. Für Basti war es zunächst eine Bestätigung für seinen Selbstwert. Soziologin Andrea Newerla hingegen rät Online-Dating mehr als Gelegenheit wahrzunehmen, einfach viele Menschen treffen zu können.
Nachdem Basti seine letzte Trennung ein bisschen überwunden hat, meldet er sich bei Dating-Apps an. Das macht er, um seinen Marktwert in der Männerwelt zu checken.
Soziologin Andrea Newerla forscht zu Dating-Apps und erklärt, dass sie zu einem großen Teil nicht nur dazu dienen, einen neuen Partner oder eine neue Partnerin zu finden. Sie sind darauf ausgelegt, uns zu unterhalten.
Genau das macht Basti und fühlt sich mit jedem Like und jedem Match gleichzeitig bestätigt.
"Jedes Match, was kam, hat mir die Bestätigung gegeben und auch eine gewisse Sicherheit, dass es Menschen gibt, die einen interessant finden."
Andrea Newerla sagt, dass gerade die sexuelle Anerkennung zum Beispiel durch die Bestätigung der Attraktivität heutzutage eines der relevantesten Anerkennungsfelder bei Männern ist.
"Es war definitiv eine Therapie, würde ich es nennen."
Somit befindet sich Basti in guter Gesellschaft, sein Selbstwertgefühl über die Bestätigung seiner Attraktivität bei einer Dating-App zu erhöhen. Basti selbst bezeichnet diese Zeit als therapeutische Maßnahme für sein Selbstbewusstsein.
Dating-Apps steigern Selbstwert selten nachhaltig
Nach einiger Zeit zeigt sich für Basti aber deutlich, dass die Ausschüttung von Glücksgefühlen immer geringer wird. Trotzdem swiped er weiter auf den Dating-Apps, um immer mal ein Erfolgserlebnis zu haben. Die Quote zwischen Matches und wirklichem Kennenlernen beschreibt Basti als traurig.
"Ich würde das Verhältnis als traurig bezeichnen, ich hab mich mit 5 Prozent getroffen und 95 Prozent nur geschrieben."
Sein Selbstwertgefühl sinkt nach den anfänglichen Glückgefühlen nun wieder. Die sinkende Anerkennung durch die App schließt er auf persönliche Defizite.
Realität versus Online-Dating
Dabei erscheint für Andrea Newerla gerade das Phänomen des Selbstwertaufbügelns und das wenige Treffen in der Realität als normal beim Nutzen von Onlinedating.
Die Apps sind darauf ausgelegt, dass wir uns lange dort aufhalten und aus kapitalistischer Sicht nicht darauf, dass wir wirklich eine neue Beziehung eingehen.
Sie rät daher, diese Form das Datings einfach als Möglichkeit zu sehen, mehr Menschen versammelt zu haben als in eine Bar passen. Und sie schlägt zusätzlich vor, eine App zum Beispiel nur als Raum zu betrachten, an dem diese Menschen sich aufhalten und verbinden.
"Mit der Erfahrung lernt man, dass es erst mal nur ein digitaler Raum ist und wir selbst die Verbindung gestalten."
Inwieweit wir die Matches ausgestalten, das liegt dann wiederum an uns selbst, sagt Andrea Newela.
Basti hat inzwischen die Dating-Apps gelöscht und versucht, seinen Selbstwert mit einem Fokus auf sich selbst anders zu verbessern.
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- Basti hat mit Dating-Apps sein Ego gepusht
- Soziologin Andrea Newerla über Online-Dating und Bestätigung