Verlassen werden tut weh, festzustellen, dass wir in der Beziehung unsere Identität verloren haben, auch. Wie Tina nach 17 Jahren Partnerschaft wieder zu sich fand.
Wenn eine Beziehung zu Ende geht, kann das verdammt wehtun. Wenn wir dann auch noch feststellen, dass wir uns in der Partnerschaft selbst verloren haben und gar nicht mehr so recht wissen, wer genau dieses "Ich" aus dem ehemaligen "Wir" eigentlich ist, kann uns das zusätzlich ganz schön belasten. Fragen wie: "Was sind meine Wünsche und Bedürfnisse?", "Was tut mir gut?" oder "Was will ich eigentlich vom Leben?" wurden lange nicht mehr gestellt. Denn: Jahrelang standen die Bedürfnisse des "Wir" im Vordergrund. Tina kennt das, denn sie wurde nach 17 Jahren Beziehung verlassen und erzählt, wie sie den Weg zurück zu sich selbst fand.
Trennung: Er ging für eine jüngere Frau
Tina und ihr Ex-Partner lebten "den Traum", wie sie sagt. Sie hatten eine erfolgreiche Firma gegründet und waren gerade in das eigene Haus eingezogen. Alle Ziele, für die das Paar jahrelang gekämpft hatte, waren erreicht. Doch während Tina sich entspannte, wuchs ihrem Ex-Mann die Verantwortung über den Kopf, wie sie heute sagt. Er verließ sie, ganz dem Klischee entsprechend, für eine wesentlich jüngere Frau. Für Tina kam die Trennung damals ganz plötzlich, die Gründe seien für sie ein Rätsel gewesen.
"Für mich war es gefühlt von heute auf morgen. Aber inzwischen weiß ich, dass es ein über die Jahre schleichender Prozess war."
Ihr Ex-Mann zog sofort mit seiner neuen Freundin zusammen, Tina hingegen wollte nicht wahrhaben, dass Schluss ist. "Ich hätte den Schlussstrich selbst nicht gezogen. Ich habe noch lange darum gekämpft" gibt sie zu. Gründe, um in ihren Augen zusammenzubleiben gab es genügend. Da waren die gemeinsame Firma, die gemeinsamen Kinder, das gemeinsame Haus. Alles, was dieses "Wir" einmal verbunden hatte. An diesen Dingen wollte Tina festhalten. "Ich wollte mein Leben ja nicht aufgeben. Ich habe gekämpft wie ein Tier."
Ein Buch half Tina
Deshalb lebten Tina und ihre Kinder weiter im gemeinsamen Haus. Nach und nach bemerkte Tina erst, wie sehr ihr Ich in dieser langen Partnerschaft in den Hintergrund gerückt; ja sogar verschwunden war. Ohne das "Wir" hatte Tina keine Identität mehr. Rückblickend sagt sie: "Mir ging es richtig schlecht. Ich habe mich so über die Ehe definiert, dass ich nicht mehr bei mir war." Auf die seelischen Schmerzen, folgten körperliche.
Eine Lungenentzündung war es schließlich, die Tina aus der Sackgasse ihrer Gefühle holte. Sie zwang sich, sich mit sich selbst zu beschäftigen, wurde wieder mehr ein "Ich". Das war viereinhalb Jahre nach der Trennung. Inspiration für ihren Weg von der Trennung zur Selbstliebe fand sie in dem Buch "Eat, Pray, Love" – die Autorin hatte einen ähnlichen Weg bestritten.
"Das hat mir geholfen, das was ich von Außen suchte in mir selbst zu finden. Diesen Halt in mir selbst zu finden."
Lass dir helfen!
Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, dich in einer ausweglosen Situation zu stecken? Wenn du dir im Familien- und Freundeskreis keine Hilfe suchen kannst oder möchtest, findest du hier einige anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:
- Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichst du rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen du über deine Sorgen und Ängste sprechen kannst. Auch ein Gespräch via Chat oder E-Mail ist möglich.
- Kinder- und Jugendtelefon: Der Verein "Nummer gegen Kummer" kümmert sich vor allem um Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 116 111.
- Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Bei MuTeS arbeiten qualifizierte Muslime ehrenamtlich. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch.
- Hier findest du eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland: suizidprophylaxe.de
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