Die Schaffnerin kommt, wir kramen nach dem Smartphone mit dem Handyticket, und da passiert es: Akku leer. Egal, ob in der Bahn oder im Flugzeug – es gibt ein paar Dinge, die wir in solchen Situationen wissen sollten.

Zuerst einmal: Da ist noch Luft nach oben. Das Handyticket ist zwar verbreitet, bei der Deutschen Bahn nutzen zum Beispiel rund zwei Drittel der 18 bis 34-Jährigen Handytickets. Aber abseits dieser Altersgruppe sieht es noch recht analog aus: Da wollen rund 74 Prozent lieber das Papier in der Hand. Das sagt Thomas Pribbenow, mit dem unser Reporter Dominik Peters gesprochen hat. Thomas Pribbenow hat für die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde an einer Studie zum Thema Handytickets mitgearbeitet.

"Wir sehen hier natürlich, dass die Leute Angst haben, sich nicht verifizieren zu können, weil die Technik versagt."
Thomas Pribbenow, Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde

Der Grund für die Liebe zum Papier: Oft stehen die Menschen der Technik kritisch gegenüber – das Handy könnte spinnen, der Akku leer gehen. Da scheint das Papierticket wie eine sichere Bank. Außerdem wollen einige ihre Daten nicht preisgeben. Und manche geben an, das Papier sowieso für die Steuererklärung zu brauchen.

"Akku leer" ist keine Ausrede

Setzen wir doch auf das Handyticket, gilt grundsätzlich: Handytickets müssen schon vor dem Einsteigen gekauft werden. Wer ein Handyticket benutzt, ist dafür verantwortlich, dass er es vorzeigen kann: Der Handyakku sollte geladen und das Ticket auch ohne Internetverbindung sichtbar sein. Das schreibt die Schlichtungsstelle Nahverkehr auf ihrer Homepage. Genau genommen ist es sogar so, dass alle Passagiere einen Personalausweis oder Reisepass vorzeigen müssen. Praktisch kommt das aber eher selten vor.

"Also 'Akku ist leer' ist erst mal keine Ausrede, genau wie 'Sorry, ich hab hier gerade kein Netz'."
Dominik Peters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Unterschiede bei Bahn, Bus und Flugzeug

Bei der Deutschen Bahn heißt das auch: Geht der Akku aus, werden wir wie eine Schwarzfahrerin oder ein Schwarzfahrer behandelt – selbst, wenn wir ein Handyticket gekauft haben. Wir bekommen dann eine Zahlungsaufforderung von rund 60 Euro wegen "erhöhtem Beförderungsentgelt". Allerdings können wir innerhalb von 14 Tagen unsere Buchungsbestätigung bei der Bahn vorlegen – dann kostet es statt 60 Euro nur eine Bearbeitungsgebühr von 7 Euro.

Ähnliches gilt meist beim öffentlichen Verkehr in den Städten. Eine einheitliche Regelung gibt es nicht, aber in Hamburg (HVV), Berlin (BVG) und München (MVV) ist es immer so, wie bei der Deutschen Bahn: Das Ticket muss funktionieren. Anders ist es in Düsseldorf. Dort könnte Fahrgäste ihren Personalausweis oder ihre EC-Karte vorzeigen, wenn ihr Handy leer ist. Das Kontrollpersonal kann so direkt vor Ort überprüfen, ob wirklich ein Ticket gekauft wurde oder nicht.

"Sie sind ganz normal auf einer Reiseliste quasi verzeichnet. Solange sie sich verifizieren können, mithilfe ihrer ganz normalen Ausweisdokumente, ist es überhaupt kein Problem mitzufliegen, auch wenn das digitale Ticket streikt."
Thomas Pribbenow, Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, über Flugtickets

Und auch bei Handytickets für Flüge können wir aufatmen, wenn das Smartphone mal streikt: Das Flugpersonal hat eine Reiseliste. Solange wir unseren Reisepass dabei haben, sollten wir mitfliegen dürfen. Und alle, die papier- und stressfrei reisen wollen, sollten vielleicht doch in eine Powerbank investieren.

Update: Wir haben noch einmal recherchiert. Problemlos auch ohne Handy funktioniert die Abfertigung leider nur bei deutschen Airlines. Bei allen anderen sicherheitshalber die Powerbank nicht vergessen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Reisen
Handytickets – was tun, wenn der Smartphone-Akku leer ist
vom 16. April 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter