Bis zu 60 verschiedene Rohstoffe stecken in unseren Smartphones, darunter Gold, Silber oder Seltene Erden. Aber nicht alle Rohstoffe werden beim Recyceln wieder rausgeholt, denn oft ist das zu aufwendig und rentiert sich wirtschaftlich nicht. Noch nicht.

Es gibt gute Gründe, die in Smartphones steckenden Ressourcen zu nutzen und zu recyceln. Denn bei ihrer Gewinnung werden oft umweltschädigende Methoden angewendet. Und auch die Arbeitsbedingungen für die Menschen in den Abbauländern sind in vielen Fällen schlecht. Nichtsdestotrotz: Unsere Nachfrage steigt. Egal ob für KI, Windräder oder Akkus in E-Autos – wir brauchen mehr und mehr von diesen Metallen und Seltenen Erden.

Zu den Rohstoffen, die in unseren Smartphones stecken, zählen Nickel, Aluminium, Kupfer, aber auch Edelmetalle, also Gold oder Silber. Hinzu kommen Kobalt, Lithium und verschiedene Seltene Erden.

"Wir brauchen immer größere Mengen von diesen Ressourcen."
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova

Zehn Prozent unserer Geräte werden repariert und wieder auf den Markt gebracht, 90 Prozent werden recycelt. Das bedeutet, erst werden die Akkus entfernt und dann werden sie geschreddert. "Dieser E-Schrott wird dann meistens über den Rhein abtransportiert zu den großen Recyclinganlagen in der Europäischen Union. Die stehen in den Niederlanden und Belgien", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau.

Dort werden dann Eisenmetalle entfernt, Kunststoffarten und Materialien wie Aluminium. Der Rest wird in Hochöfen geschmolzen. Die spezialisierten Betriebe haben Methoden entwickelt, um dabei Gold, Silber oder auch Kupfer heraus zu trennen.

Kleine Mengen Gold und Silber

Obwohl Handys sehr klein sind und sich der Gold- und Silberanteil in Grenzen hält, kommen in der Masse doch große Mengen an Rohstoffen zusammen. Zum Vergleich: Aus einer Tonne Golderz gewinnt man etwa vier Gramm reines Gold. Eine Tonne alter Smartphones hingegen ergibt rund 250 Gramm Gold. Also mehr als die 60-fache Menge. "Das sieht man, Recycling kann sich richtig lohnen", sagt Nico Rau.

"Aus einer Tonne Golderz gewinnt man gerade mal vier Gramm reines Gold. Aus einer Tonne alter Smartphones kriegt man das über 60-fache raus. Also 250 Gramm Gold."
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova

Von den rund 60 Rohstoffen, die in einem Smartphone verbaut sind, werden jedoch nur wenige im Recycling-Prozess, so wie das Gold zurückgewonnen. Denn in den meisten Fällen werden nur winzige Mengen verwendet. Zum Beispiel stecken Seltene Erden nur in den Mikrofonen und Kopfhörern der Geräte.

"Die sind wirklich nur in Spuren verbaut, also in ganz kleinen Mengen. Wir reden da von unter 0,1 Prozent des Geräte-Gewichts. Und dann sind diese Metalle noch in Legierungen oder Verbundmaterialien gebunden", so Nico. Sie dort wieder heraus zu trennen wäre sehr aufwendig und ist derzeit wirtschaftlich nicht rentabel.

Die EU will in Bezug auf kritische Rohstoffe unabhängiger werden

Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das mit der politischen Lage. "Wir sehen ja gerade im Zollstreit USA und China, dass China gesagt hat: 'So, dann bekommt ihr, USA, eben jetzt keine Seltenen Erden mehr'. Die haben den Export komplett gestoppt", erklärt unser Reporter.

China hat aber sozusagen ein Monopol auf diese Rohstoffe und viele Länder weltweit sind davon abhängig. Deswegen hat zum Beispiel die Europäische Union angekündigt, sie wolle bei solchen kritischen Rohstoffen unabhängiger werden. "Sie hat vor, bis 2030 ein Viertel dieser kritischen Rohstoffe durch Recycling zu gewinnen", sagt Nico Rau.

Shownotes
Technik
Smartphone-Recycling ist aufwendig und teuer – noch
vom 15. April 2025
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartner: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova