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Die erneuerbaren Energien boomen. Gerade in der Solarindustrie gibt es viele neue Arbeitsplätze. Ein Solarhersteller erklärt, was passieren muss, damit nicht nur in China, sondern auch in Deutschland Jobs entstehen.

Mehr Leistung und sinkende Preise: Die Solarenergie erlebt gerade eine beachtliche Boomphase – weltweit und in Deutschland. Auch hierzulande wird die Gesamtleistung von Solaranlagen mit bemerkenswerter Geschwindigkeit ausgebaut. Das zeigt beispielsweise der aktuelle Bericht der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien.

"Wir sind ein Industrieland, auf günstigen Strom angewiesen. Photovoltaik ist momentan eine Form der Stromerzeugung, die besonders günstig ist."

Produziert werden viele der installierten Panels in China. Das Land ist in diesem Bereich der industriellen Produktion führend auf dem Weltmarkt – wie in vielen Bereichen der Massenproduktion, sagt Oliver Wagner vom Wuppertal Institut. Er nennt beispielsweise auch die Handyproduktion.

"China hat Skalenvorteile und bedient den Weltmarkt mit günstigen Photovoltaikanlagen."

Der Branchendienst für Energiedaten Rystad geht davon aus, dass im Jahr 2023 rund 90 Prozent aller Komponenten für Photovoltaik in China hergestellt worden sind – zu Discount-Preisen.

Überwältigende chinesische Marktmacht

China kontrolliere rund 80 Prozent der Modulherstellung, heißt es dort. Während chinesische Module rund 10 US-Cent je Watt kosten, liegen die Preise für solche aus den USA bereits bei 30 US-Cent je Watt (Stand 24.09.2024).

"Es ist ein Stück weit traurig, dass wir da nicht mithalten können. Aber die Fertigungskosten sind bei uns einfach deutlich höher."

Diese Unterschiede zwischen der industriellen Produktion in China und in Deutschland haben auch mit einer unterschiedlichen Art der Subventionierung zu tun, erklärt Oliver Wagner. Während in China grundsätzlich die Angebotsseite – also die Produktion gefördert werde, richte sich die Wirtschaftsförderung in Deutschland eher an die Nachfrageseite.

"China betreibt eine andere Förderpolitik als Deutschland. In Deutschland ist traditionell immer die Nachfrageseite gefördert worden, und China fördert eben die Angebotsseite."

Da nun der chinesische Vorsprung auf dem Photovoltaikmarkt kaum mehr aufzuholen sei, sei immerhin bei der Installation von Solaranlagen ökonomisch noch etwas zu holen – insbesondere mit Blick auf den Arbeitsmarkt.

Spielraum für den Arbeitsmarkt

Konkret nennt Oliver Wagner den Bereich der Solarteure, also solcher Elektriker, die auf die Installation und Wartung von Solaranlagen spezialisiert sind. Mit Blick auf die Zukunft ist Oliver Wagner optimistisch. Im Bereich der Innovationen bei der Batterie- und Wasserstoffforschung könnten durchaus noch weitere Arbeitsplätze entstehen.

"Insgesamt sehe ich schon, dass auch in Deutschland noch eine ganze Menge Arbeitsplätze im Bereich erneuerbarer Energien entstehen können."

Katharina Eickelberg kennt die aktuellen Schwierigkeiten der Solarbranche in Deutschland und in Europa genau. Sie leitet für die Firma SMA Solar Technology AG den Bereich Kommunikation und Nachhaltigkeit. SMA ist vor allem für seine Wechselrichter bekannt. Hauptsitz des Unternehmens ist im hessischen Niestetal bei Kassel.

Schwierige Rahmenbedingungen

Wechselrichter sind die Voraussetzung für den Betrieb von Photovoltaikanlagen. Hier wird Gleichstrom, den die Panels produzieren, in Wechselstrom gewandelt. Trotz des Solarbooms ist die Nachfrage sehr stark zurückgegangen. Dafür nennt Katharina Eickelberg folgende Gründe: relativ hohe Zinsen, niedrige Energiepreise und ein Überangebot an sehr günstigen Solarkomponenten aus China.

"Wir haben im Moment ein sehr starkes Überangebot von günstigen Komponenten für die Solarindustrie, die aus China kommen."
Katharina Eickelberg, SMA Solar Technology AG, Leiterin des Bereichs Kommunikation und Nachhaltigkeit

Zölle auf solche Komponenten hält sie dennoch nicht für ein sinnvolles Instrument. Vielmehr sollten ihre Firma und die deutschen und europäischen Mitbewerber die Faktoren Qualität, Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Cyber-Security ausspielen können, wie Katharina Eickelberg sagt. Die richtigen Instrumente, Förderungen und Maßnahmen dafür zu entwickeln, sei eine politische Aufgabe.

"Ich glaube, dass wir dafür kämpfen sollten, dass wir eine gewisse Diversifizierung und auch eine gewisse Risikostreuung haben und zumindest einen Teil der Komponenten in Europa hergestellt wird."
Katharina Eickelberg, SMA Solar Technology AG, Leiterin des Bereichs Kommunikation und Nachhaltigkeit

Sie verweist darauf, dass sich die ökonomischen Rahmenbedingungen, also Zinshöhe und niedrige Energiepreise auch wieder ändern können und sagt: "Wir müssen jetzt gucken, dass wir die europäische Solarindustrie gut über diese Delle hinweg bekommen."

Unser Bild zeigt Arbeiter bei der Inspektion von Solarmodulen im chinesischen Chuzhou am 30. Juni 2024.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Erneuerbare Energien
Solarenergie boomt - Wie kann Deutschland trotz Schwierigkeiten profitieren?
vom 04. Oktober 2024
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartner: 
Oliver Wagner, Wuppertal Institut, Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik
Gesprächspartnerin: 
Katharina Eickelberg, SMA Solar Technology AG, Leiterin des Bereichs Kommunikation und Nachhaltigkeit
    Unsere Quellen: