"Wir halten nicht mehr lange durch im digitalen Stalingrad der Vollidiotie", schreibt Sascha Lobo - und meint damit soziale Netzwerke, in denen sich zu viele dumme Menschen äußern. Blogger Thomas Stadler hält dagegen: Das ist nicht das Hauptproblem.
Sascha Lobo ist ja inzwischen nicht nur für seine Frisur, sondern auch für steile Thesen bekannt. Seine neueste: Zu viele Menschen in den sozialen Medien sind doof. Er könne die Kommentare nicht mehr ertragen. Es sei oft kein Hass, sondern Dummheit, Facebook sei ein Deppenmagnet. Und: "Groteskstmögliche Gerüchte und Verschwörungstheorien fallen auf einen überraschend weitverbreiteten Nährboden der Dämlichkeit."
"Fragmentierte Partialdumpfheit"
Lobo zitiert eine Studie der OECD. Demnach sind Social-Media-Nutzer in vielen Ländern gebildeter als der Durchschnitt der Bevölkerung, zum Beispiel in der Türkei, Belgien und Großbritannien. Nur in Deutschland ist das anders: Aus der Gruppe der Nicht- oder Weniggebildeten nutzen anteilig mehr Menschen soziale Medien als aus der Gruppe der Höhergebildeten.
Deswegen fordert Lobo:
"Deppenmagnet deutsches Facebook. Das erklärt nicht nur einiges, es gibt auch Anlass zu hoffen. Und zu bitten. Nämlich die zurechnungsfähigen Teile der Bevölkerung dort draußen, die es ja offenbar gibt: Bitte, mindestens durchschnittlich Begabte, kommt zu uns ins Netz!"
Blogger wie Thomas Stadler halten dagegen. Mit Dummheit zu argumentieren sei zu kurz gedacht. Das Problem der Filterblasen, in denen sich die Nutzer ausschließlich mit ihren eigenen Interessen beschäftigen und von ähnlichen Meinungen bestärken lassen, ließe Lobo außen vor. In den Filterblasen gebe es keinen Platz für Gegenaussagen.
Sascha Lobos Vorschlag ist: Mitdiskutieren, mitreden, sich zeigen, um den "Dummen" nicht das Netz überlassen. Das sieht Stadler anders. Seine Erfahrung ist: Mit Rechten und Rassisten zu diskutieren bringt nichts. Für ihn führt kein Weg daran vorbei, dass Facebook und Twitter strafbare Äußerungen löschen müssen und dass gegen die Personen dann juristisch vorgegangen wird.
Aber da reden Stadler und Lobo wohl ein wenig aneinander vorbei: Lobo sieht das Problem der Dummheit als flächendeckendes, da muss es nicht immer um strafbare Aussagen gehen.