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Wann wir die nächste lange Partynacht feiern können, ist wegen der Corona-Krise noch völlig unklar. Fest steht, wir könnten sie schon jetzt gut gebrauchen.

Egal wie sehr wir uns bemühen: Onlinepartys, Clubs über Livestreams und die Abende in der WG-Küche können kaum mit unseren sonstigen Wochenendplänen mithalten. Vielen Menschen fehlt die Gemeinschaft, die Abwechslung und auch irgendwie der Rausch: "Wir gehen nicht auf in der Rolle des arbeitenden und vernünftigen Menschen", sagt Markus Schroer von der Universität Marburg.

Der Soziologe forscht zu Rausch und Ekstase und weiß, dass die Lust am Feiern kein exklusives Millennial-Problem ist. In der Forschung sei man sich einig, dass der Rausch bereits sehr lang existiert: "Unsere Vorfahren haben zum Teil tagelang gefeiert."

"Ein Rauschzustand ist, wenn man die Kontrolle über den Körper aufgibt. Die ist uns sonst sehr wichtig."
Markus Schroer, Soziologe

In der heutigen Gesellschaft würde uns das Feiern die Möglichkeit geben, auch mal auszubrechen: Aus Zwängen oder Rollenerwartungen, die uns sonst im Alltag umgeben. Im Rausch sind wir, wenn wir die Kontrolle über unseren Körper aufgeben, die uns sonst wichtig ist, sagt Markus Schroer.

Drogen würden helfen, wenn wir uns in ekstatische Zustände versetzen wollen. Das sei auch nüchtern möglich, aber der Soziologe stellt sich dabei trotzdem eine Frage: "Erreicht man damit wirklich das, was mit Rausch und Ekstase gemeint war?"

Mensch braucht Ekstase

Der Rausch sei auch meistens ein Mittel der Vergemeinschaftung, weil wir ihn in Gruppen erleben: "Der Rausch ist ein Kollektivphänomen", die Atmosphäre beim Feiern sei auch immer davon geprägt, dass wir uns von anderen Menschen animieren lassen.

"Rausch ist ein Kollektivphänomen."
Markus Schroer, Soziologe

Dass wir uns während der Corona-Zeit die Clubs in unsere Wohnungen holen, indem wir Partys über Livestreams machen, ist laut Markus Schroer nur eine Ersatzbefriedigung. Das Feiererlebnis könne bis zu einem gewissen Grad simuliert werden, jedoch würde am Ende immer etwas fehlen: "Es wird uns nicht die Lust darauf vergehen, andere Menschen zu sehen und mit ihnen zu tanzen."

Denn egal wie groß der Bildschirm ist, auf dem wir die anderen Menschen sehen und wie laut die Musik aus den Boxen schallt: Am Ende tanzen wir doch nur allein oder mit wenigen anderen Leuten in unserer Wohnung. Deshalb müssen wir abwarten, bis wir, wie alle Generationen zuvor, wieder gemeinsam Feiern und Rausch erleben können.

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Shownotes
Geschlossene Clubs
Soziologe: Onlinepartys sind nur eine Ersatzbefriedigung
vom 17. April 2020
Moderation: 
Shalin Rogall
Gesprächspartner: 
Markus Schroer, Soziologe an der Universität Marburg