Die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) wurde 1875 als Zusammenschluss aus der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gegründet. 15 Jahre später entsteht daraus die SPD.
Das deutsche Kaiserreich ist gerade mal vier Jahre alt, als sich Ende Mai 1875 die Delegierten der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) in Gotha treffen, um eine neue gemeinsame Arbeiterpartei zu gründen. Die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) stellt einen Kompromiss zwischen den bisherigen Programmen von ADAV und SDAP dar.
Kampf gegen soziale und politische Ungleichheit
Einerseits wird im neuen Parteiprogramm beklagt, dass die "Abhängigkeit der Arbeiterklasse" von den Kapitalisten, die "Ursache des Elends und der Knechtschaft" sei. Andererseits aber wendet sich die neue Partei gegen jede Form des revolutionären Klassenkampfs und versucht, "mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft, die (…) Abschaffung des Systems der Lohnarbeit, die Aufhebung der Ausbeutung in jeder Gestalt, die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit" zu erreichen.
SAP stärkste Fraktion im Reichstag
Die erste Bewährungsprobe muss die neue Partei nach zwei gescheiterten Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. im Sommer 1878 überstehen. Denn in der Folge wird im Oktober 1878 das sogenannte Sozialistengesetz beschlossen, das der SAP jede parteipolitische Betätigung außerhalb des Parlaments verbietet. Als dieses Gesetz am 1. Oktober 1890 ausläuft, stellt die SAP die stärkste Fraktion im Reichstag, denn paradoxerweise hatte sie während des "Sozialistengesetzes" an Wahlen teilnehmen dürfen.
Gründung der SPD
Zehn Tage später kommen die SAP-Delegierten zu einem Parteitag in Halle zusammen und beschließen unter anderem die Änderung des Parteinamens in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).
Ihr hört in "Eine Stunde History":
- Der Bochumer Historiker Ralf Hoffrogge blickt zurück auf die Zeit, als aus zwei Parteien eine wurde, die die Interessen der Arbeiter vertrat.
- Der Historiker und Buchautor Bernd Faulenbach hat sich mit der Blütezeit der deutschen Sozialdemokratie zwischen 1890 und 1930 beschäftigt.
- Die Referatsleiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung Ursula Bitzegeio trägt zusammen, was heute noch von der alten SPD in der neuen SPD steckt.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert die unterschiedlichen Auffassungen zwischen den beiden Arbeiterparteien vor der SAP-Gründung.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Krinner erinnert an die beiden Parteien ADAV und SDAP, die sich im Mai 1875 zur SAP vereinigen.