Dass Janis McDavid die Arme und Beine von Geburt an fehlen, stellt ihn vor besondere Herausforderungen, kann ihn aber nicht davon abhalten, abenteuerlustig zu sein und seine Ziele zu erreichen.
Sein Berufswunsch: Motorradpolizist. Als Kind erzählt Janis McDavid seinen Eltern stolz, dass er Motorradpolizist werden möchte, wenn er groß ist. Mit acht Jahren zerplatzt dieser Traum allerdings abrupt. Ein neuer Garderobenschrank mit Spiegel, den sich seine Eltern anschaffen, führt für Janis zu einer lebensverändernden Einsicht.
Ein Blick offenbart dem Achtjährigen etwas, das ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war: Er sieht anders aus als die meisten von uns, weil ihm Arme und Beine von Geburt an fehlen. Denn bis zu diesem Moment empfindet sich Janis McDavid als "völlig normal". Durch die neue Sicht auf sich selbst fällt er, wie er selbst sagt, erst einmal in ein großes Loch.
"Mein Wunsch ist, dass unterschiedliche Merkmale keine Relevanz haben. Was nicht bedeutet, dass wir alle gleich sein sollen oder gleich werden, ganz im Gegenteil. Sondern, dass wir diese Unterschiedlichkeit als eine Ressource oder ein Potenzial nutzen."
Die Überraschung weicht der Scham. Nicht weil ihm die Gliedmaßen fehlen, sondern aufgrund der Art, wie er sich auf dem Boden sitzend fortbewegt, indem er die Hüfte nach vorne schiebt. In diesem Moment denkt er: "Diesen Körper möchte ich nicht. Ich möchte nicht behindert sein."
Das kratzt an seinem Selbstbewusstsein und an der Unbeschwertheit, die sein Leben bis zu diesem Zeitpunkt bestimmt haben. Nach diesem Erlebnis kostet es ihn viel Zeit und Arbeit an sich selbst, zu lernen, sich selbst attraktiv zu finden.
Ein Satz, der den Fokus auf die Selbstwirksamkeit legt
Als er seine Mutter fragt, weshalb gerade ihn das Schicksal getroffen hat, ohne Arme und Beine geboren zu werden, kehrt sie das Bild bewusst um: Sie sagt ihm, dass sie überzeugt davon sei, dass jedes Baby sich selbst vor der Geburt eine Aufgabe suche. Seine Mutter führt aus, dass Janis sich wohl vor seiner Geburt ein Ziel gesteckt habe, bei dem es besser sei, keine Arme und Beine zu haben.
Nun sei es seine Aufgabe herauszufinden, was dieses Ziel genau sei. Damit hilft ihm seine Mutter, das Fehlen der Gliedmaßen nicht als ein Schicksal zu betrachten, dem Janis ausgeliefert ist, sondern den Fokus auf seine Selbstwirksamkeit zu richten.
Nicht eingeschränkt, sondern herausgefordert: Das Leben als Abenteuer erleben
Auf Bühnen und in Büchern berichtet Janis McDavid aus seinem Leben. Darüber zu sprechen, dass er studiert und Auto fährt, kommt ihm in seinen Zwanzigern anfangs banal vor, weil es Dinge sind, die viele Menschen in seinem Alter auch tun, ohne auf einer Bühne darüber zu sprechen. Aber er stellt schnell fest, dass die Menschen, die ihm zuhören, seine Erlebnisberichte als inspirierend empfinden.
Als Motivationstrainer möchte sich Janis McDavid jedoch selbst nicht bezeichnen, weil er sagt, dass er nur sich selbst motivieren kann, nicht aber andere.
"Ich bin überzeugt davon, dass Kommunikation zwischen zwei Menschen, die unterschiedlich sind, nur dann stattfinden kann, wenn nicht eine Partei die ganze Zeit damit beschäftigt ist, zu überlegen, kann ich bei dem jetzt ins Fettnäppfchen treten, was darf ich sagen usw..."
Janis bezeichnet seine Freunde als sehr sportlich, abenteuerlustig und irgendwie bekloppt. Ihn auf gemeinsame Reisen mitzunehmen, bedeutet für seine Freunde einen großen Kompromiss einzugehen, sagt er. Aber die Abenteuerlust und der Wunsch, das Unmögliche möglich zu machen, überwiegen letztendlich jeden Zweifel, der im Verlauf eines neuen Abenteuers entstehen kann.
Janis McDavid sagt, dass er im wahrsten Sinne des Wortes zum ersten "Rucksacktourist" der Welt wird, als er in einem Treckingrucksack, geschultert von seinen Freunden, den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo im Nordosten Tansanias, besteigt.
"Ich mag es Dinge tun, die man so nicht von mir erwartet."
Janis McDavid lernt auch, mit einem speziell ausgerüsteten Auto, mit dem Joystick Auto zu fahren. Aber das reicht ihm nicht, er möchte mit einem Rennauto eine Rennstrecke entlang brettern. Dafür erwirbt er kürzlich seine Rennlizenz. Ihm macht es Spaß, Dinge zu meistern, die keiner von ihm erwartet.
Oft steckt er sich hohe Ziele, die nicht leicht zu erreichen sind. Ein kleiner Trick, den Janis McDavid anwendet, um sich auch bei großen Herausforderungen zu motivieren, ist, alles was er tut, als ein Abenteuer zu betrachten.
Auf Augenhöhe begegnen
Janis McDavid ist es wichtig, dass Menschen ohne Behinderung ihm auf Augenhöhe begegnen können. Berührungsängste oder die Sorge, eventuell ein falsches Wort zu sagen, stören dabei nur, findet er. Er ist dafür, offen im Umgang miteinander zu sein und sagt, dass er ja auch die Chance hat, etwas richtig zu stellen, falls mal ein Wort fällt, dass man so nicht mehr verwendet, weil es in seiner Bedeutung diskriminiert.