Ihre Konkurrentin hatte gedopt und Christina Obergföll hat Bronze von 2008 gegen ihre Silbermedaille getauscht. Eine Genugtuung und ziemlich emotional sei das, sagt die Speerwerferin.
Bei der Leichtathletik-WM in Doha finden 15 Siegerehrungen statt, die nichts mit den aktuellen Wettkämpfen zu tun haben. Es sind nachträgliche Würdigungen von Athletinnen und Athleten. Bei Wettbewerben in der Vergangenheit hatte ihre gedopte Konkurrenz Auszeichnungen erhalten. Auch Christina Obergföll ist nachträglich geehrt worden – mit einer olympischen Silbermedaille. Erhalten hat sie diese im August 2019.
Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Speerwerferinnen. Die Weltmeisterin von 2013 hat vor einigen Wochen nachträglich olympisches Silber bekommen. Ursprünglich war die russische Speerwerferin Marija Wassiljewna Abakumowa bei den Olympischen Spielen in Peking mit Silber ausgezeichnet worden. Erst im Jahr 2016 disqualifizierte das Olympische Komitee die Athletin.
"Ich hatte meine Siegerehrung, meine Bronzemedaille, meinen Moment, aber für die damals viertplatzierte, Goldie Sayers, die jetzt mit einer Bronzemedaille auszeichnet wurde, ist es schon sehr, sehr bitter."
Christina Obergföll sagt, die Verleihung der Silbermedaille von 2008 jetzt im Jahr 2019 sei für sie überraschend emotional gewesen. Die Zeremonie mit der ganzen Familie, Freunden und Wegbegleitern hat sie ein bisschen berührt, obwohl sie das nicht für möglich gehalten hätte, weil es so lange zurückliegt.
Christina Obergföll wurde für ihren Wurf von 66,13 Meter die Silbermedaille und Goldie Sayers für ihren Wurf mit 65,75 Metern die Bronzemedaille zuerkannt. Christina Obergeföll sagt, sie kann sich noch genau an den Wettkampf im Jahr 2008 erinnern. Bronze war für sie damals eine kleine Enttäuschung. Für die damals Viertplatzierte, die britische Speerwerferin Goldie Sayers, sei die nachträgliche Verleihung einer Medaille hingegen bitter gewesen. Denn der Moment, auf dem Podest zu stehen und von allen bejubelt zu werden, den kann auch eine nachträglich verliehene Medaille nicht wett machen.
"Klar, da kann ich mich schon noch dran erinnern. Olympische Momente hat man doch nicht so viele. Es war schon eine kleine Enttäuschung für mich, weil ich mir schon ausgemalt hätte, dass Silber drin ist."
Im Ergebnis war Christina Obergföll dann jedoch zufrieden damit, dass sie überhaupt eine olympische Medaille gewonnen hatte. Diese Auszeichnungen haben eben nur ganz wenige Menschen auf der Welt, sagt sie. Das sei per se etwas Besonderes.
Klar, sei sie betrogen worden. Sie findet es gut zu wissen, dass nachträglich für Gerechtigkeit gesorgt wird und hofft, dass die Aberkennung der Medaille wegen Dopings auch eine Abschreckung für Athleten ist, die jetzt gerade betrügen.
"Es ist traurig, aber immer noch besser als wenn es gar nicht ans Tageslicht kommt."
Die Bronzemedaille musste Christina Obergföll im Dezember 2018 bereits zurückschicken. Da hat sie sich entschieden, die silberne bei einer privaten Zeremonie in Empfang zu nehmen. Gerade liegt sie noch im Büro, soll aber in Zukunft an einen Ehrenplatz in der Vitrine.
"Ich habe die silberne noch ganz normal im Büro liegen, habe mit meinem Mann zusammen überlegt, dass wir jetzt doch nochmal eine Vitrine anschaffen."
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