Beim Einkauf über die Smile-Seite zahlt Amazon 0,5 Prozent des Kaufpreises ausgewählter Produkte an Wohltätigkeitsorganisationen. Damit ist bald Schluss, der Konzern will aber weiter spenden. Unser Netzreporter Andreas Noll wirft einen kritischen Blick auf die Verbindung von Shoppen und Spenden.

Amazon-Gründer Jeff Bezos war der erste Mensch der Welt, der ein Vermögen von mehr als 200 Milliarden US-Dollar anhäufen konnte. Doch immerhin: Mit Einkäufen über die Unterwebsite "Amazon Smile" können wir nicht nur Bezos‘ Taschen füllen, sondern auch Gutes tun: 0,5 Prozent der Kaufsumme ausgewählter Produkte gehen an Wohltätigkeitsorganisationen, falls die Kund*innen über die Amazon-Smile-Seite einkaufen. Das Geld bezahlt Amazon, für die Käufer*innen wird der Artikel nicht teurer.

Kein "Smile" mehr ab März

Ende Februar 2023 beendet Amazon jetzt dieses Programm – in den USA, aber auch in Deutschland. Zur Begründung heißt es in der Pressemitteilung: Das Programm sei nicht zielgerichtet genug gewesen. Es hätten nämlich zu viele Wohltätigkeitsorganisationen – mehr als eine Million weltweit – daran teilgenommen, so dass am Ende dann jede einzelne nur recht wenig Geld bekommen habe.

Über diese Begründung lasse sich nur spekulieren, weil die konkreten Zahlen nicht öffentlich gemacht wurden, sagt unser Netzreporter Andreas Noll. Plausibel sei sie zwar, doch Amazon hätte das Programm natürlich auch anpassen und die Zahl der Organisationen reduzieren können, findet er.

"Laut Amazon sind über Smile weltweit 377 Millionen US-Dollar an Spendengeldern zusammengekommen. Für Deutschland ist von 27 Millionen Euro die Rede. Also mehr als Peanuts."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Zudem könnte die Tatsache, dass Smile ausgerechnet zu dem Zeitpunkt abgeschafft wird, wo Amazon mehr als 18.000 Beschäftigte entlässt, auch ein Hinweis darauf sein, dass Amazon das Programm zu teuer geworden ist.

Nach Unternehmsangaben sind bei Smile weltweit mehr als 377 Millionen US-Dollar an Spendengeldern zusammengekommen. Für Deutschland ist von 27 Millionen Euro die Rede. Auch bei den Größenordnungen von Amazon seien das "mehr als Peanuts", findet unser Netzreporter.

Die Spendentätigkeit soll aber nicht ganz eingestellt werden: Als Beispiel für Geld- und Sachspenden nennt der Konzern zum Beispiel die Hilfe für die Ukraine, die Fluthilfe oder den Zugang zum Informatikunterricht.

Smile als Programm zur Kundenbindung

Smile war quasi ein Programm zur Kundenbindung, sagt Andreas Noll. Am Ende war es gute PR, eine sinnvolle Investition des Unternehmens.

"Smile war für einige Menschen ein zusätzlicher Grund, bei dem Onlineriesen einzukaufen. Ganz einfach."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Weil die Käufer*innen auf den ersten Blick keinen Nachteil dadurch haben, Produkte ohne Aufpreis zu kaufen, für die der Konzern dann on top an Wohltätigkeitsorganisationen spendet, klingt das Programm natürlich erst Mal super, sagt Andreas Noll.

Verbraucherzentrale hatte von Smile abgeraten

Trotzdem hat die Verbraucherzentrale kurz nach Einführung des Programms in Deutschland im November 2016 ein negatives Urteil gefällt. Der Grund: Die untersuchten Produkte ließen sich bei anderen Shops im Netz günstiger kaufen – und dann hätte man theoretisch sogar mehr Geld fürs Spenden zur Verfügung. Spenden und kaufen sollte man trennen, so die Verbraucherschützer*innen.

"Die Verbraucherschutzzentrale rät grundsätzlich: Spende und Kauf gehören getrennt."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Einige Wohltätigkeitorganisationen wollten mit dem Programm übrigens gar nicht in Verbindung gebracht werden: Foodwatch zum Beispiel hatte dagegen protestiert, dass Amazon sie – ungefragt – in das Programm aufgenommen hatte. Der Konzern hatte diese Praxis dann schnell wieder abgeschafft.

Ein weiterer gravierender Nachteil von Smile: Durch die Bekanntheit und den hohen Wiedererkennungswert auf der Homepage bekommen große Organisationen wie WWF oder Peta die größten Stücke vom Spendenkuchen ab. Nur wenige Käufer*innen wählen offenbar kleinere Vereine, die die Unterstützung besonders nötig hätten.

Alternativen: Lächeln ohne Smile

Wer unbedingt Einkaufen und Spenden verbinden möchte, kann das auf diversen Portalen tun, zum Beispiel bei Bildungsspender/We can help, Gooding oder Boost.

Bildungsspender/We can help fördert zum Beispiel sehr viele lokale Einrichtungen und Vereine wie Kitas oder Tierheime. Nutzer*innen können sich auf einer Karte anzeigen lassen, wem sie spenden können. Die Organisationen bekommen das Geld (0,5 Prozent oder sogar mehr) dann bei jedem Einkauf in einem der mehr als 6.000 Partnershops – von Ebay über Xpedia bis zu Thalia.

Grundsätzlich lohnt sich immer eine gute Recherche, wer hinter einer Organisation steckt und wer von den Spenden profitiert. Außerdem kann man natürlich auch einfach direkt an die Organisation des Vertrauens spenden – das geht im Netz fast immer sehr einfach.

Shownotes
Shoppen und Spenden
Amazon beendet Charity-Programm "Smile"
vom 20. Januar 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter